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Meinung: Matter Glanz

Richard Nixon hat seinerzeit bei einem TVDuell seinen Wahlsieg verspielt. Schlecht ausgeleuchtet und unrasiert, ein Fünf-Uhr-Schatten ums Kinn, fiel er 1960 im Kandidaten-Rennen mit John F.

Richard Nixon hat seinerzeit bei einem TVDuell seinen Wahlsieg verspielt. Schlecht ausgeleuchtet und unrasiert, ein Fünf-Uhr-Schatten ums Kinn, fiel er 1960 im Kandidaten-Rennen mit John F. Kennedy beim Zuschauer durch. Die Kraft des gesprochenen Wortes kam gegen das eigene, schief sitzende Hemd nicht an. Bitte, das soll hier kein Vergleich werden. Aber man tritt Jürgen Rüttgers, dem CDU-Herausforderer in Nordrhein-Westfalen, sicher nicht zu nah, wenn man nach dem Fernsehduell mit Ministerpräsident Peer Steinbrück konstatiert: Der Mann sieht abgespannt aus, blass, hohlwangig. Es wird Zeit, dass der Wahlkampf zu Ende geht, nicht nur für ihn. Die Argumente sind ausgetauscht, mehr kommen nicht mehr. Es ist ohnehin ein fragwürdiges Unterfangen, in einer sich zunehmend entpolitisierenden Welt, Showdown-Veranstaltungen als vermeintliche Entscheidungshilfe anzubieten. Zum Komplettpaket gehört mittlerweile gleich auch noch die Deutungshoheit mit dazu: 54 Prozent sahen nach einer Spontanumfrage den Amtsinhaber als TV-Sieger, nur 32 Prozent votierten für Rüttgers. Was das für den Wahlsonntag heißt? Nichts. Dass Steinbrücks unterkühlter Charme besser ankommen würde als Rüttgers’ Biederkeit, war klar. Wenn es dem MP nicht noch auf den letzten Metern gelingt, die Seinen zu mobilisieren, dann wird er sich von seinem Mattscheibenglanz nichts kaufen können. Vbn

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