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Meinung: Matthies meint: Religion für die Nase

Es mehren sich die Anzeichen für eine Renaissance der Religion, freilich nicht im traditionellen Sinne, nicht in Gottesdienst und Bibelstunde. Die alten Instrumente der religiösen Innerlichkeit versagen, dafür rücken die neuen Medien an ihre Stelle.

Es mehren sich die Anzeichen für eine Renaissance der Religion, freilich nicht im traditionellen Sinne, nicht in Gottesdienst und Bibelstunde. Die alten Instrumente der religiösen Innerlichkeit versagen, dafür rücken die neuen Medien an ihre Stelle. Die philosophisch-weltanschauliche Zentrale des neuen Deutschlands steht im Container in Köln-Hürth, wo einer der Big-Brother-Insassen nach einer hundertstündigen Bibellesung mitgeteilt hat, er finde das Buch ebenso anstrengend wie interessant - ein Werbeerfolg, der nur noch durch die kontroverse Besprechung im Literarischen Quartett zu übertreffen wäre. Herr Karasek? Die Zeit bis dahin verkürzen wir uns schnuppernd am Parfüm "Cygni 35", das demnächst in der Hamburger Kirche St. Petri verkauft wird und an die Geburt Jesu erinnern soll. Mit feinen Anklängen an Krippenheu und Eselsmist? Aber ach: alles rein symbolisch. Weihrauch soll drin stecken, heißt es, dazu Passionsfrucht. Aber "Cygni 35" wirkt dann doch zu fein gestrickt für einen Markterfolg. "God by Emporio Armani" hätte mächtiger geklungen, "Jesus After Shave" einen direkten Bogen zum Bild des Gekreuzigten geschlagen. Müssen die Marketing-Leute eben noch mal überarbeiten - in Gottes Namen.

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