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Meinung: Matthies meint: Vom Sinn des Schrumpfens

Ab und zu lohnt es sich, den Stand der innerdeutschen Integration in Augenschein zu nehmen. Wächst denn nun zusammen, was zusammengehört?

Ab und zu lohnt es sich, den Stand der innerdeutschen Integration in Augenschein zu nehmen. Wächst denn nun zusammen, was zusammengehört? Sieht man nur auf, sagen wir: Gregor Gysi und Friedrich Merz, scheinen die Gegensätze noch ziemlich groß, wenn nicht unüberbrückbar. Stehen sich beide gegenüber, blickt der eine in die Ferne, während der andere eine Art Nabelschau beim Gegner hält. Politischer Sprengstoff! Doch die Aussichten für die kommende Generation sehen gut aus, denn die deutschen Männer (Ost) beeilen sich, den deutschen Männern (West) ein Stück entgegenzukommen. Die Differenz der Körpergrößen, die routinemäßig bei der Musterung festgestellt wird, ist von 1,2 Zentimetern (1990) auf jetzt 0,4 Zentimeter geschrumpft, und zwar nach oben. Der Ostdeutsche wächst, möglicherweise an seinen Aufgaben, oder auch nur, weil er besser im Futter steht als in den Zeiten von Soljanka und Sättigungsbeilage. Ein wichtiger genetischer Aspekt wird dabei freilich übersehen: So, wie sich ein Eisbär an die Kälte anpasste, musste der DDR-Bürger durch konsequentes Schrumpfen seinen Lebensraum erobern. Wie sonst hätte er zu fünft in einen Trabbi gepasst?

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