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Meinung: Neue Brücke passt nicht in die Stadtlandschaft

„Der verstellte Blick“ vom 5. November 2005 Frau Kuhn spricht vielen Menschen aus dem Herzen.

„Der verstellte Blick“

vom 5. November 2005

Frau Kuhn spricht vielen Menschen aus dem Herzen. Überall in Deutschland gibt es Finanzprobleme – nicht so in Dresden, könnte man meinen: Mindestens (!) 157 Mio. Euro sollen an der schönsten, teuersten und verkehrlich kompliziertesten Stelle der einzigartigen Elbauen verbraten werden, damit – laut Planunterlagen – die Zahl der Elbquerungen im Dresdner Stadtgebiet noch zunimmt. 100 000 zusätzliche Fahrtkilometer würden entstehen. Schilda lässt grüßen. Den Dresdnern wurde das als die „Lösung der Dresdner Verkehrsprobleme“ eingeredet und das Geld dafür bekäme man eh vom Bund und Land geschenkt. Das i-Tüpfelchen dieses Skandals war die Behauptung, dass die Brücke mit dem Titel „Unesco-Welterbe“ harmonieren würde.

Die Unesco fordert nun zu Recht neuerdings eine den Planungen tatsächlich entsprechende Visualisierung, um die Wirkung der Brücke auf das Stadtbild genau zu prüfen. Der akustische Faktor soll dabei leider keine Rolle spielen. Aber wir Menschen haben doch mehr Sinne als nur das Auge. Man bedenke: Plötzlich würden ca. 50 000 Autos lärmen, wo bis jetzt eine geradezu himmlische Idylle herrscht. Immerhin rät die Unesco der Stadt, den Baubeginn für die Waldschlößchenbrücke auf Eis zu legen. Wenn der überteuerte Bau an dieser kostbaren Stelle wenigstens verkehrlich etwas nützen würde! Selbst am berühmten Blauen Wunder entstünde durch das „Jahrhundertbauwerk“ laut Unterlagen mehr Verkehr, und sogar die wichtigste Innenstadtmagistrale hätte mehr Autos zu verkraften. Die Straßenbahnen kämen „unter die Räder“, weil an gleich sechs Stellen des Streckennetzes neue Staustellen entstünden. Und die exorbitanten jährlichen Unterhaltskosten (für die eine Waldschlößchenbrücke alleine so viel, wie für die jetzt vorhandenen sechs städtischen Brücken zusammen!) würden dann dem schon jetzt gebeutelten Kulturhaushalt abgetrotzt, weil beides aus einen Finanztopf gezahlt wird.

Dabei gab es Alternativen, z.B. mehrere kleine stadtbildverträgliche Brücken mit Kosten von je um die 30 Mio. Euro zu haben und tatsächlich stadtteilverbindend mit Straßenbahn drauf, wie es sich in Dresden gehört und eben nicht verkehrsanziehend. Vergleicht man die Kosten des für überregionalen Verkehr gedachten neuen Rügendamms (80 Mio. Euro) mit der angeblich nur stadtteilverbindenden Waldschlößchenbrücke, dann greift man sich nur an den Kopf. Hier werden wieder einmal von unseren Soli-Beiträgen - wenn wir nicht aufpassen – „blühende Landschaften“ versaut um das Gegenteil dessen zu bewirken, wofür es gedacht ist.

Thomas Friedlaender, Dresden

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