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Österreich und Hans Dichand: Tod einer Legende

Politik war für Dichand recht simpel: Veränderungen waren schlecht, Ausländer auch, Entscheidungsprozesse müssen wie in den 60er Jahren in Hinterzimmern stattfinden und das vorzugsweise bei ihm.

Keine Stunde war die Nachricht vom Tod des Hans Dichand alt, da brach in Österreich beinahe das Internet zusammen. Der Server der „Kronen-Zeitung“, die die Meldung vom Ableben ihres Herausgebers und Hälfteeigentümers ins Netz gestellt hatte, war hoffnungslos überlastet. Dichands Tod bewegt Österreich, und in diesem Fall ist die platte Beileidsbezeichnung sogar angebracht, weil sich das Land nun ändern wird. Jahrzehntelang bestimmte Dichand über seine Zeitung die Politik Österreichs: Sein Blatt, täglich von fast drei Millionen Menschen gelesen und damit, gemessen an der Einwohnerzahl, die auflagenstärkste Tageszeitung der Welt, machte Karrieren (FPÖ-Chef Jörg Haider), genauso wie sie sie zerstörte (Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek, Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer). Die „Krone“ machte Stimmung, und sogar die Grünen haben in Österreich gelernt, dass gegen Willen und Meinung des zuletzt 89-jährigen Dichand keine Wahl zu gewinnen ist. Politik war für Dichand dabei recht simpel: Veränderungen waren schlecht, Ausländer auch, Entscheidungsprozesse müssen wie in den 60er Jahren in Hinterzimmern stattfinden und das vorzugsweise bei ihm. Nach Dichands Tod wird sich all das ändern. Die Epoche des Nachkriegsösterreich ist endgültig vorbei. hub

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