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Meinung: „Optimismus zahlt sich aus“

Es gibt neben Joschka Fischer nicht mehr viele profilierte Außenpolitiker in den Reihen der Grünen, seitdem Ludger Volmer am Wochenende wegen der Verquickung von Abgeordnetentätigkeit und Lobbyarbeit für ein Privatunternehmen seine Ämter aufgeben musste. Auch der Nachfolger des Ex-Staatsministers Volmer als außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion hatte sich bislang keinen Namen als Kenner der internationalen Diplomatie gemacht.

Von Hans Monath

Es gibt neben Joschka Fischer nicht mehr viele profilierte Außenpolitiker in den Reihen der Grünen, seitdem Ludger Volmer am Wochenende wegen der Verquickung von Abgeordnetentätigkeit und Lobbyarbeit für ein Privatunternehmen seine Ämter aufgeben musste. Auch der Nachfolger des Ex-Staatsministers Volmer als außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion hatte sich bislang keinen Namen als Kenner der internationalen Diplomatie gemacht. Trotzdem zweifelt bei den Grünen niemand daran, dass Fritz Kuhn für die neue Aufgabe eine gute Besetzung darstellt und den Außenpolitikern der anderen Fraktionen bald auf gleicher Augenhöhe begegnen wird.

Der ehemalige Parteichef der Grünen galt in den eigenen Reihen seit seinem Scheitern an der Trennung von Amt und Mandat vor zwei Jahren als ein unterbeschäftigtes politisches Talent, dessen strategische Fähigkeiten brachlagen. Misstrauisch verfolgten wichtige Figuren in der Fraktion damals, auf welches Ziel sich der Ehrgeiz des gelernten Sprachwissenschaftlers wohl richten würde, der 2002 zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen war. Auch wegen seiner Nähe zu Joschka Fischer („Fischers Fritz“) trauten Parteifreunde dem ehemaligen Fraktionschef im Stuttgarter Landtag damals fast jede Überraschung zu. Doch schließlich wurde für ihn lediglich der neue Posten eines wirtschaftspolitischen Koordinators der Fraktion geschaffen, für den niemand weichen musste.

Kuhn selbst nutzte die Zwischenzeit, um das Buch „Nachrichten für Optimisten“ zu schreiben, in dem er ein grundsätzliches Bekenntnis zu einem Reformkurs ohne Brechstangen-Rhetorik und Jammerorgien über vermeintliche Abstiegsszenarien ablegte. Auch in diesem 2003 erschienenen Werk des ausgewiesenen Finanz- und Wirtschaftspolitikers kommt Außenpolitik nur am Rande vor.

In seiner Zeit als Parteichef hatte Kuhn manchen Machtkampf mit der Fraktion ausgetragen und in ordnungspolitischen Fragen im Zweifel oft eher auf klassisch linke als ökologisch-liberale Antworten gesetzt. Dass ihn manche als zu hart im persönlichen Umgang und auch als besserwisserisch empfanden, trug zur Niederlage bei der Abstimmung über Amt und Mandat bei.

Doch zwei Jahre Dienst an der Sache ohne Versuch der Profilierung auf Kosten anderer gilt auch bei den Grünen als Leistung. Spannend dürfte werden, wo der neue Sprecher gegen Intimus Fischer eigene Akzente setzen wird. Denn eines erzählen Parteifreunde des auf die große Bühne Zurückgekehrten gerne: Für „ministrabel“ hält sich Kuhn in jedem Fall.

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