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Meinung: Orwell in Nordkorea

Christopher Hitchens schreibt im Daily Mirror über die nordkoreanische Diktatur: Nicht einmal in den schlimmsten Momenten des Dritten Reiches, des Gulags oder von Maos „großem Sprung nach vorn“ gab es eine Zeit, zu der alle Untertanen des Systems tatsächlich versklavt waren. In Nordkorea hingegen ist jede Person Eigentum und wird besessen von einer kleinen, verrückten Familie mit ererbter Macht.

Christopher Hitchens schreibt im Daily Mirror über die nordkoreanische Diktatur:

Nicht einmal in den schlimmsten Momenten des Dritten Reiches, des Gulags oder von Maos „großem Sprung nach vorn“ gab es eine Zeit, zu der alle Untertanen des Systems tatsächlich versklavt waren. In Nordkorea hingegen ist jede Person Eigentum und wird besessen von einer kleinen, verrückten Familie mit ererbter Macht. Jede Minute jedes Tages wird in absoluter Unterwerfung und Sklaverei verbracht. Das private Leben wurde komplett abgeschafft. Man versucht, Klischees zu umgehen, und ich tat mein Bestes bei einem Besuch in diesem furchterregenden Land im Jahr 2000, aber George Orwells „1984“ wurde ungefähr zu jener Zeit veröffentlicht, als Kim Il Sung sein System etablierte. Und es kommt einem wirklich vor, als ob er eine frühe Ausgabe des Romans in die Finger bekommen und es als Anleitung benutzt hätte („Hmmm, ein gutes Buch, mal sehen, ob wir das hinbekommen.“).

Tatsächlich ist Nordkorea eher noch schlimmer als Orwells vorgestellte Welt. So hätte man etwa in der Hauptstadt Pjöngjang nicht die Gelegenheit, davonzulaufen und in den Slums verloren zu gehen. Gar nicht zu reden davon, ein nicht registriertes Liebesnest zu mieten in einem Zimmer über einem Laden. Jeder in der Stadt muss zu Hause und im Bett sein zur Zeit der Ausgangssperre, wenn alle Lichter ausgehen (wenn sie nicht schon vorher ausgefallen sind).

Eine kürzlich aus dem All aufgenommene nächtliche Fotografie der koreanischen Halbinsel zeigt etwas, das sich keine „Freie-WeltPropaganda“ ausdenken könnte: Ein Lichtermeer über der ganzen Südhälfte, das exakt an der demilitarisierten Zone endet und im Norden dann zu einem Gebiet der Dunkelheit wird. Verborgen in dieser tiefschwarzen Nacht ist ein implodierender Staat, in dem die einzigen Dinge, die funktionieren, die Polizei und die Streitkräfte sind. Die Situation ist tatsächlich sogar ein wenig schlimmer als ungezügelte Sklaverei. Historisch gesehen verspricht der Sklavenhalter zumindest, seine Sklaven tatsächlich zu ernähren. In Nordkorea wurde dieser Pakt gebrochen. Es ist ein Hungerstaat und gleichzeitig ein Sklavenstaat.

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