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Meinung: Pädagogische Keule

AUSGEHVERBOT FÜR KINDER NACH 20 UHR

Wenn es Nacht wird, haben Kinder ohne erwachsene Begleitung draußen nichts mehr zu suchen. Laufen sie nach acht Uhr abends draußen herum, kümmert sich wohl keiner um sie. Von da, so vermutet der CSUGeneralsekretär Markus Söder, ist es nicht mehr weit bis zur Vernachlässigung der Kinder und zum Beginn krimineller Karrieren. Dem will er mit einem Ausgehverbot entgegenwirken und so die Eltern zwingen, sich mit ihren Kindern zu befassen. Tun sie das nicht, will Söder die Eltern bestrafen, bis hin zum Entzug des Sorgerechts. Was erstmal einleuchtet, verliert schnell an Überzeugungskraft. Vernachlässigung ist keine Frage der Uhrzeit. Sie beginnt – wenn sie beginnt – mit dem Schulschluss und zieht sich durch den ganzen Tag. Vernachlässigte Kinder warten auch nicht bis es dunkel ist, um mit so genanntem „auffälligem Verhalten“ zu zeigen, dass sie sich missachtet fühlen. Es sind die Lehrer und Polizisten, die das als Erste merken und die gewiss oft versuchen, an die Eltern heranzukommen. Dann bieten die Jugendämter Hilfen an – der Staat als wohlmeinender Sozialmechaniker. Söders Ausgehverbot mag drakonisch-daneben wirken, seine pädagogische Keule trifft mit dem fast unantastbaren Sorgerecht einen Schwachpunkt der Rechtsordnung. Bei den wenigen spektakulären Fällen schwerer jugendlicher Straffälligkeit fragt man sich schon, wem damit gedient war, dass der Staat helfen will, die Eltern dies ignorieren – und der Staat dann zuständig ist mit seinen Jugendhaftanstalten. wvb.

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