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Pakistan: Der Nachfolger heißt Bhutto

An der Machtkonstellation in Pakistan ändert auch eine Verschiebung der Wahlen nichts. Bhuttos Tod führt wieder einmal die erschreckende Wahrheit vor Augen: Es gibt in Pakistan offenbar Elemente, die sich nicht mehr kontrollieren lassen - nicht einmal von der Armeespitze.

So schrecklich der Tod von Benazir Bhutto ist – die einzig wahre Hoffnungsträgerin auf Demokratie in Pakistan ist die charismatische Ex-Premierministerin nicht gewesen. Das zeigt auch, wie jetzt, ganz im Zeichen der autokratischen Parteichefin auf Lebenszeit, die Pakistanische Volkspartei ihre Nachfolge geregelt hat: Benazirs 19-jähriger Sohn Bilawal, der dafür noch rasch den Nachnamen der Mutter, Bhutto, annahm, steht künftig an der Spitze der PPP.

Wahrer Strippenzieher aber wird Bhuttos Ehemann Asif Ali Zardaris, der als höchst korrupt gilt und sogar unter PPP-Mitgliedern umstritten ist. Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen und potenziell künftiger Premier wiederum ist Vizeparteichef Ahmin Fahim.

Dass die PPP sich unter diesen Umständen spalten wird, ist nicht ausgeschlossen. Dennoch: An der Zusammenarbeit mit der Volkspartei sollte auch für die USA künftig kein Weg vorbeiführen. Zwar ist mit Benazir Bhutto die Symbolgestalt für eine demokratischere Politik im Land gestorben, ihre PPP aber steht weiter mehr als jede andere Partei für die Öffnung zum Westen und eine liberales Pakistan.

Nawaz Sharif hingegen, der jetzt hofft, die Rolle des großen Oppositionsführers zu übernehmen, ist keine Alternative. Wie Benazir Bhutto ist der zweimalige Premier im vergangenen Herbst aus dem Exil zurückgekehrt. Doch Sharif steht für eine sehr viel konservativere, islamisch geprägte Gesellschaft. Als Regierungschef zeichnete er sich nicht nur dadurch aus, dass er sich skrupellos bereicherte und politische Gegner mit zweifelhaften Mitteln kaltstellte, er kooperierte auch eng mit den Religiösen.

Wenn nun die ursprünglich für den 8. Januar geplanten Wahlen verschoben werden, trifft das am meisten die PPP, denn sie hätte nach dem Tod von Benazir Bhutto mit einem großen Sympathiebonus rechnen können. An der Machtkonstellation in Pakistan aber ändert sich wenig, ob die Wahlen im Januar oder Februar stattfinden – politisch bleibt vorerst der Präsident und ehemalige Armeechef Pervez Musharraf der starke Mann.

Der Präsident hat sich bisher mit Stellungnahmen zurückgehalten; auch für ihn ist der Tod Bhuttos ein großes Problem. Zwar verband die beiden Machtmenschen keine Zuneigung, und ein Premier Fahim dürfte für Musharraf ein leichterer Gegner sein als Bhutto. Doch das jetzige Chaos im Land zeigt, dass ihre Anwesenheit mäßigend auf die Menschen gewirkt hat. Und ihr Tod führt wieder einmal die erschreckende Wahrheit vor Augen: Es gibt in Pakistan offenbar Elemente, die sich nicht mehr kontrollieren lassen, auch nicht von der fast allmächtigen Armeespitze. Denn der „Doppelanschlag“ auf Bhutto mit Selbstmordattentäter und Scharfschützen trägt nicht die Handschrift eines klassischen Terrorakts von Islamisten. Bisher war zumindest nicht bekannt, dass in deren Terrorlagern auch hochprofessionelle Scharfschützen ausgebildet werden.

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