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PORTRÄT AISHA AL GADDAFI LIBYSCHE DESPOTEN-TOCHTER:: „Ich habe die Revolution im Blut“

Sie trägt gerne enge Jeans, Gucci-Schuhe und locker über die Frisur gelegte Seidentücher. „Claudia Schiffer Nordafrikas“ wurde sie genannt.

Sie trägt gerne enge Jeans, Gucci-Schuhe und locker über die Frisur gelegte Seidentücher. „Claudia Schiffer Nordafrikas“ wurde sie genannt. Aisha al Gaddafi ist die einzige Tochter des libyschen Diktators und dessen Lieblingskind. Und trotzdem ist sich US-Außenministerin Hillary Clinton sicher: Zusammen mit ihrer Mutter Safia hat sich die 36-Jährige ins benachbarte Tunesien abgesetzt. Nach Zeitungsberichten sollen Ehefrau und Tochter des Beduinenoberst auf der Urlauberinsel Djerba sein. Alles Unsinn, konterte Regierungssprecher Mussa Ibrahim. Safia und Aisha gehe es gut, sie seinen gesund und in Tripolis. „Sie haben das Land nicht verlassen.“

1976 geboren, studierte Aisha Jura an der Al-Fateh-Universität in Tripolis sowie an der Sorbonne in Paris. Bereits in ihrer Jugend habe sie den Umgang mit Pistole, Kalaschnikow und Handgranate gelernt, heißt es in ihrer üppig bebilderten, 92-seitigen Biografie mit dem Titel „Prinzessin des Friedens“, die in normaler Zeit jeder ihrer Besucher ausgehändigt bekam. „Ich habe die Revolution im Blut“, prahlt sie in dem Text. 2004 gehörte sie zu einem Team von arabischen Strafverteidigern, die den gestürzten irakischen Diktator Saddam Hussein in Bagdad verteidigen wollten. „Als Anwältin fühle ich mich verpflichtet, für jeden zu kämpfen, der zu Unrecht angeklagt wird“, sagte sie damals.

An der Bewunderung für ihren Vater, „den großen Mann und Führer“, ließ Aisha nie einen Zweifel. Ohne ihn werde Libyen in die Hände islamischer Radikaler fallen und von seinen Küsten aus Europa mit afrikanischen Flüchtlingen überschwemmen. Einen Dialog mit den Rebellen schließt die Mutter dreier Kinder aus, die mit einem Cousin des Diktators verheiratet ist. Das seien alles „Terroristen“ und „Saboteure“, die „nur kämpfen um des Kämpfens willen“. Ihr Vater habe nie auf Unbewaffnete schießen lassen.

Zwei Mal seit Beginn des Nato-Bombardements erschien Aisha in dem Kasernenkomplex Bab el-Azizia, um die Getreuen des Regimes anzufeuern. „Lasst unseren Himmel mit euren Bomben in Ruhe“, rief sie mit hochgestreckter Faust vor hunderten jubelnder Gaddafi-Anhänger. „Wir sind ein Volk, das nicht besiegt werden kann.“ Als Kind erlebte sie 1986 den ersten amerikanischen Bombenangriff auf den Palast ihres Vaters mit, den US-Präsident Ronald Reagan angeordnet hatte. Damals wie heute entkamen Gaddafi und Ehefrau Safia unverletzt aus den Trümmern. Martin Gehlen

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