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PORTRÄT ALI ABDULLAH SALEH PRÄSIDENT DES JEMEN:: „Ich habe die Macht nicht aus Katar“

Er ist ein Meister des politischen Überlebens. Einen Tanz mit den Schlangen hat er einmal das Regieren im Jemen genannt.

Er ist ein Meister des politischen Überlebens. Einen Tanz mit den Schlangen hat er einmal das Regieren im Jemen genannt. Ali Abdullah Saleh überstand mehrere Bürgerkriege, einen Militäraufstand des Südens gegen den Norden, zahllose Attentate. Seit den Revolutionen in Tunesien und Ägypten jedoch rüttelt das Volk immer heftiger an seinem Thron – bisher erfolglos.

1942 im Örtchen Beit al-Ahmar geboren, ging Saleh nur wenige Jahre zur Schule. Im Militär machte er rasch Karriere, befehligte lange eine Panzerbrigade und stieg zum General auf. 1978 wurde er Präsident des Nordjemen und 1990 nach der Wiedervereinigung Staatschef des gesamten Landes. Unter seiner Führung nahm der Jemen zunächst einen spürbaren Aufschwung. Schulen, Krankenhäuser und Straßen wurden gebaut, intensive Kampagnen zur Alphabetisierung organisiert. Und trotzdem steht das „Glückliche Arabien“, wie die Römer das antike Reich der Königin von Saba nannten, heute vor unlösbaren Problemen. Im Jahr 2017 enden die Ölvorräte, aus denen sich 70Prozent des Staatshaushaltes speisen. Ein Drittel der Bevölkerung hat nicht genug zu essen. Radikale islamische Kräfte gewinnen immer mehr an Einfluss und Al Qaida operiert praktisch ungehindert.

Über hundert Menschen sind mittlerweile bei den Unruhen gestorben. Mitte März eröffneten Sicherheitskräfte in Sanaa von Hausdächern herunter wahllos das Feuer und töteten 52 Demonstranten. Teile der Armee kündigten Saleh daraufhin ihre Loyalität auf und liefen zu den Regimegegnern über. Und trotzdem gelang es dem Langzeit-Autokraten am Freitag erneut, Zehntausende seiner Anhänger zu mobilisieren.

Seinen Nachbarn im Golf-Kooperationsrat (GCC) wird die Dauerkrise an der Südspitze der Arabischen Halbinsel langsam zu brisant. Allen voran Saudi-Arabien und Katar forderten jetzt Saleh erstmals offiziell auf, zurückzutreten und den Weg freizumachen für eine Übergangsregierung unter seinem Vize Abdrabuh Mansur Hadi – ein Vorschlag, der auch von den USA unterstützt wird. Doch der 68-jährige Autokrat denkt gar nicht daran, zu weichen. „Meine Macht basiert auf dem großartigen jemenitischen Volk, nicht auf Katar oder sonst jemandem“, polterte er am Freitag vor der Menge auf dem Tahrir-Platz in Sanaa. Die Initiative der Golfstaaten kanzelte er ab als „eine dreiste Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Jemen“. Martin Gehlen

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