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PORTRÄT ANDERS FOGH RASMUSSEN NATO-GENERALSEKRETÄR:: „Bei uns gehen ständig Leute ein und aus“

Forsch ist er eigentlich nur dann nicht, wenn er Französisch reden muss. Das gehört aber im hauptsächlich frankophonen Brüssel, dem Sitz des Nato- Hauptquartiers, zum guten Ton, weshalb sich Anders Fogh Rasmussen eisern durch jede Antwort quält, die ihm Journalisten der großen Pariser Zeitungen stellen.

Forsch ist er eigentlich nur dann nicht, wenn er Französisch reden muss. Das gehört aber im hauptsächlich frankophonen Brüssel, dem Sitz des Nato- Hauptquartiers, zum guten Ton, weshalb sich Anders Fogh Rasmussen eisern durch jede Antwort quält, die ihm Journalisten der großen Pariser Zeitungen stellen.

Kleinlaute Bemerkungen oder Zurückhaltung sind sonst nicht Sache des drahtigen Dänen, der jeden Morgen laufen oder radeln geht und seinen mehr als 66 000 Facebook-Fans minutiös davon berichtet. Der frühere Ministerpräsident aus Kopenhagen hat den Job des Nato-Generalsekretärs seit seinem Arbeitsbeginn im August 2009 mit einem neuen Amtsverständnis ausgestattet. „Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die zuvor Außenminister waren“, sagt einer aus dem Hauptquartier, „bringt Rasmussen das Selbstbewusstsein eines Regierungschefs mit.“ Er trete „mehr als Politiker denn als klassischer Diplomat“ auf, ergänzt ein anderer Offizieller.

Diese Herangehensweise führt auch zu starken Sprüchen in der Öffentlichkeit. Rasmussen, der sein Land sowohl in den Afghanistan- als auch in den Irakkrieg führte, war einer der ersten, der einen Militäreinsatz gegen Libyen forderte.

Das Verlassen der üblichen Pfade bei der Nato mit einem Generalsekretär, der per Definition ja eigentlich nur für das Organisatorische zuständig sein und die Meinungen der 28 Mitgliedstaaten lediglich zusammenführen soll, kommt aber nicht bei allen gut an. Im Vorfeld der Entscheidung über den Libyen-Einsatz der Allianz kam es gar zum Eklat: Rasmussen nannte es „absurd“, dass Deutschland sich nicht beteilige, woraufhin der deutsche Botschafter Martin Erdmann erzürnt den Saal verließ. Der Streit sei ausgeräumt, heißt es inzwischen, entschuldigt aber hat sich der Däne offenbar nicht: „Wir haben im Nato-Rat viele lange Sitzungen, bei denen ständig Leute rein- und rausgehen“, sagte Rasmussen gerade ganz lapidar dem „Spiegel“.

Ihm droht deshalb aber keinerlei Gefahr, weil er die Mitgliedstaaten von seinen Qualitäten überzeugt hat. Das neue Strategische Konzept der Allianz, verabschiedet im November in Lissabon, hat er zusammen mit seinem Team verfasst. Bei aller ideologischen Wendigkeit auf der Suche nach Kompromissen, die sie ihm schon in Dänemark nachgesagt haben, gilt für Rasmussen vor allem eines: Der selbst ernannte Boss hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Christopher Ziedler

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