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PORTRÄT ANDERSON COOPER US-FERNSEHMODERATOR:: „Ich bin schwul und werde es immer sein“

Anderson Cooper hat es getan. Der Reporter und Moderator des US-Nachrichtensenders CNN hat sich geoutet.

Anderson Cooper hat es getan. Der Reporter und Moderator des US-Nachrichtensenders CNN hat sich geoutet. „Ich bin schwul, war es immer und werde es immer sein“, hat er in einer Mail an das Online-Medium „The Daily Beast“ geschrieben und der Veröffentlichung zugestimmt. Gerüchte um die Homosexualität des New Yorkers gab es immer; jetzt, mit 45 Jahren, sei ihm klar geworden, dass er über „bestimmte Aspekte meines Privatlebens“ zu lange geschwiegen habe.

Anderson Cooper ist nicht irgendein rasender Reporter und alerter Fernsehmoderator. Bei der Prominenz ist er mit dem ZDF-Anchorman Claus Kleber durchaus vergleichbar. In seiner bekanntesten Sendung, „Anderson Cooper 360 Grad“ mischt er Emotion und Information, aber in einem solchen Verhältnis, dass die Sendung immer noch ein analytisches Nachrichtenmagazin ist und keine flockige Newsshow wird. Kaum ein Schauplatz – Irak, New Orleans, Afghanistan –, an dem der studierte Politikwissenschaftler und journalistische Autodidakt nicht aufgetaucht ist, um sein Publikum über die Not der Menschen zu informieren und die Empathie des Publikums zu gewinnen. Aus seinen interessantesten Reportagen hat er 2006 einen Bestseller gemacht.

Von seinem Privatleben war wenig bis nichts bekannt geworden. Da musste Coopers Outing doch ein riesiges Echo auslösen, noch dazu in einem Land, das sich über gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Furor reden kann. Nicht so bei Anderson Cooper. Die „New York Times“ begrüßte die ausgefallene Aufregung als „Wandel der Einstellungen des Fernsehpublikums zur Homosexualität“.

Das mag für das gebildete, aufgeklärte CNN-Publikum durchaus gelten. Zugleich drückt sich in der Nichtreaktion der aktuelle Stand des Kabelsenders und seiner Starmoderatoren aus. CNN, eingekeilt zwischen der „Republikanerstation“ Fox News und dem „Demokratensender“ MSNBC, ist mit Abstand das Schlusslicht unter den drei TV-Nachrichtenstationen. Im zweiten Quartal 2012 brachen die Quoten im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent ein, auf durchschnittlich 470 000 Zuschauer. Fox hält sich bei 2,14 Millionen, MSNBC bei knapp 820 000. CNN will, anders als die Konkurrenz, ein echter Nachrichtensender sein, News nur dann senden, wenn es News gibt. In diesem Umfeld und in diesem Echoraum war Anderson Coopers Outing offenbar keine News, jedenfalls keine aufwühlende. Joachim Huber

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