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PORTRÄT CRISTINA KIRCHNER ARGENTINISCHE PRÄSIDENTIN:: „Ich bin das Staatsoberhaupt, keine Ganovin“

Sie hat es getan. Nicht zum ersten Mal.

Von Michael Schmidt

Sie hat es getan. Nicht zum ersten Mal. Cristina Fernandez de Kirchner, die exaltierte Dame vom Rio de la Plata, hat mit einem schrillen Auftritt international Irritation ausgelöst. In einem Akt, eher der Verzweiflung als des Mutes, kündigte sie die Verstaatlichung einer Tochter des spanischen Ölmultis Repsol an.

Manchen ihrer Landsleute mag das gefreut haben. Donnerwetter, die traut sich was. Aber die Betroffenen reagieren empfindlich. Von einem Akt der Feindseligkeit spricht Madrid, droht mit Vergeltung, fordert Schadenersatz. Zahlreiche ausländische Regierungen und Investoren dürften den Auftritt der temperamentvollen Juristin im pinkfarbenen Amtssitz der Casa Rosada nicht eben als vertrauensbildende Maßnahme werten.

Fernandez, ganz in Schwarz gekleidet, so wie immer seit dem Tod ihres Mannes 2010, kündigte gleichwohl an, hart zu bleiben. „Ich repräsentiere das argentinische Volk. Ich bin das Staatsoberhaupt und keine Ganovin.“ Die explodierenden Kosten für Energie-Importe haben den Argentiniern zuletzt vor Augen geführt: Es droht ihnen eine Energiekrise. Die Produktion sinkt rapide, der Bedarf steigt rasant, und die hohen Importkosten gefährden die beliebten Sozialprogramme, die Fernandez im vergangenen Jahr die Wiederwahl sicherten. Ob die Verstaatlichung aber dieser Krise vorzubeugen vermag, ist mehr als zweifelhaft. Wem also dient die Aktion?

In erster Linie, wie schon der jüngst wieder energisch angemeldete Anspruch auf die Falklandinseln, der Frau an der Spitze des weltweit achtgrößten Landes selbst. Katastrophen, Skandale und Streiks, Meldungen über Kapitalflucht und Korruptionsvorwürfe dürften wenigstens für ein paar Tage von den Titelseiten der Zeitungen verdrängt werden.

Den Argentiniern aber erweist die für Negativ-Nachrichten kaum noch empfängliche 59-jährige Tochter einer wolgadeutschen Einwanderin einen Bärendienst. Das Land leidet unter einer Inflation von 25 Prozent. Gegen Vizepräsident Amado Boudou wird wegen einer Verbindung zu dubiosen Geschäftemachern ermittelt. Und nach einem Zugunglück mit 51 Toten vor zwei Monaten stehen die maroden öffentlichen Verkehrsmittel in Buenos Aires massiv in der Kritik. Wenn nicht alles täuscht, steuert die Frau, deren Privatvermögen sich offiziell auf 13 Millionen Euro beläuft, Argentinien in eine neue, die womöglich schwerste Krise seit dem Staatsbankrott 2001. Michael Schmidt

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