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PORTRÄT EVA JOLY GRÜNE SPITZENKANDIDATIN:: „Ich repräsentiere alle Akzente“

Sie hat Wirtschaftsbosse zittern lassen. Jetzt will sie es den starken Männern der französischen Politik zeigen.

Sie hat Wirtschaftsbosse zittern lassen. Jetzt will sie es den starken Männern der französischen Politik zeigen. Eva Joly, die ehemalige Untersuchungsrichterin, die den Präsidenten des inzwischen von der Bildfläche verschwundenen Erdölkonzerns Elf wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft steckte und gegen den früheren sozialistischen Außenminister Roland Dumas wegen des gleichen Verdachts ein Ermittlungsverfahren eröffnete, will 2012 als Kandidatin der zwei französischen Umweltparteien Les Verts (Die Grünen) und Europe Ecologie in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen.

Auf einem Treffen der beiden bisher miteinander konkurrierenden Verbände wurden dafür am vergangenen Wochenende in Nantes die Abreden getroffen. Cécile Duflot, die Parteichefin der Grünen, wird das Ökobündnis führen, und als gemeinsame Präsidentschaftskandidatin wird sich Eva Joly gegen den derzeitigen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und die anderen Elysée-Bewerber in die Arena stürzen. Auf einem Kongress im Herbst soll ihre Kandidatur dann offiziell proklamiert werden. Für die zersplitterte Ökobewegung und die politische Szene Frankreichs ist die unerbittliche Kämpferin gegen Korruption schon jetzt ein erheblicher Gewinn.

1967 war Gro Eva Farseth, wie sie mit Mädchennamen heißt, aus Norwegen als Au-pair-Mädchen nach Paris gekommen. Sie studierte Jura, heiratete den Sohn der Gasteltern und schuf sich als Untersuchungsrichterin in zahlreichen Affären Feinde und Bewunderer. 2002 ging sie als Beraterin der norwegischen Regierung nach Oslo. Zum Europa-Wahlkampf 2009 kam sie nach Frankreich zurück. Mit ihrem politischen Mentor Daniel Cohn-Bendit schnitt sie in der Region Ile-de-France besser ab als die Sozialisten.

In Nantes jubelten die Delegierten dem ungleichen Duo – der mädchenhaften Duflot und der neben ihr fast wie eine Mutter wirkenden 67-jährigen Joly – begeistert zu. Beharrlich, jedes Wort sorgfältig formulierend, spricht die ehemalige Richterin mit ihren klaren Aussagen zur öffentlichen Moral vielen aus dem Herzen. Allerdings mit norwegischem Akzent. „Wir haben alle einen Akzent“, sagt sie zu diesem möglichen Hindernis, „und ich repräsentiere von allen ein bisschen“. Auch wenn sie keine Siegeschancen hat: Für den unpopulär gewordenen Sarkozy wird die aufrechte Dame eine ernst zu nehmende Herausforderin.Hans-Hagen Bremer

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