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Porträt Horst Mahler: „Heil Hitler, Herr Friedman“

Horst Mahler, Anwalt, früher RAF, jetzt rechtsextrem, steht mal wieder vor Gericht. Diesmal ist Michel Friedman als Zeuge geladen - als ganz besonderer Sparringspartner.

Von Frank Jansen

Das könnte ein richtiger Showdown werden, mit Geschrei und Spott und reichlich Empörung. Am heutigen Montag beginnt am Amtsgericht im eigentlich beschaulichen, oberbayerischen Erding der soundsovielte Prozess gegen Horst Mahler. Vielleicht weiß der 72-Jährige selbst nicht genau, wie viele Verfahren gegen ihn schon gelaufen und wie viele noch anhängig sind. Wird ihm auch egal sein. Mahler sehnt jeden öffentlichen Auftritt herbei, und diesmal kann er sich auf einen ganz besonderen Sparringspartner freuen: Michel Friedman, wortmächtiger Fernsehstar und ehemaliger Vizechef des Zentralrats der Juden, ist gleich zu Prozessbeginn als Zeuge geladen.

Ohne Friedman hätte es dieses Verfahren auch gar nicht gegeben. Man könnte sagen, der Termin in Erding ist die Neuauflage einer bräunlichen Burleske, die das Hochglanzmagazin „Vanity Fair“ im November 2007 präsentierte.

Friedman führte mit Mahler ein Interview, das der notorische Naziprovokateur so begann, wie es von ihm zu erwarten war: „Heil Hitler, Herr Friedman.“ Der Gegrüßte, sonst bei jeder antisemitischen Vokabel in weniger als drei Sekunden von null auf hundert, blieb ruhig. Friedman ließ Mahler viel Zeit, sich und seine Wortergreifungsstrategie zu inszenieren. Mahler lobte Hitler als „Erlöser des deutschen Volkes“, leugnete den Holocaust und erzählte von seiner Zeit am anderen Ende des Universums, bei der Roten Armee Fraktion. Friedman widersprach, auch mal ziemlich laut. Und nach dem mehrstündigen Gespräch im Münchner Kempinski Airport Hotel erstattete er Strafanzeige gegen Mahler. Doch die bundesweit zu hörende Empörung über das bizarre Interview als solches empfanden wohl beide als Bestätigung.

Mahler ist eh nicht mehr zu retten. Es dürfte in den deutschen Extremistenszenen keinen weiteren Lebenslauf geben, der ein solches Ausmaß an Irrsinn offenbart. Der zunächst durchaus erfolgreiche bürgerliche Anwalt stieß 1970 zur RAF, wurde bald inhaftiert, ging zum Terror auf Distanz und kam 1980 vorzeitig frei. 1987 bekam er, mit Hilfe von Gerhard Schröder, seine Anwaltszulassung zurück. Doch in den 90er Jahren bewegte sich Mahler nach rechtsdraußen, im Sommer 2000 ging er zur NPD. Er vertrat die Partei beim Verbotsverfahren und verließ sie wieder. Mahler radikalisierte sich weiter, vor allem sein Antisemitismus wirkt krankhaft. Zwangsläufig folgten Prozesse, Haftstrafen und wieder ein Berufsverbot. Erding ist da nur eine Etappe.

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