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Porträt: „Ich unterschätze die Aufgabe nicht“

Bernd Borchardt gilt als hervorragender Diplomat. Für seine neue Aufgabe wird er all seine Fähigkeiten brauchen können. Er übernimmt die Leitung der europäischen Polizei- und Justizmission im Kosovo und soll dabei nicht weniger leisten, als die Nato-Truppen zu entlasten.

Sein französischer Vorgänger Xavier Bout de Marnhac sparte nicht mit Sarkasmus: „Ich wünsche ihm viel Glück – er wird es brauchen.“ Doch offensichtlich weiß Bernd Borchardt selbst, wie schwer es wird: „Sie können sicher sein, dass ich die Aufgabe nicht unterschätze“, sagte der Karrierediplomat aus dem Auswärtigen Amt, der Anfang Februar einen der heikelsten Diplomatenjobs in Europa übernommen hat.

Borchardt leitet die europäische Polizei- und Justizmission Eulex im Kosovo, die dort dabei helfen soll, den Rechtsstaat und eine funktionierende Polizei aufzubauen. In Brüssel verkauft man es als Erfolg, dass seit Beginn der Mission 2008 fast 400 Urteile gegen Kriegsverbrecher gesprochen worden sind. Doch seit Juli 2011, als es im überwiegend von Serben bewohnten Nordteil zu Ausschreitungen und Angriffen auf die Polizei und die Nato-Truppen kam, nimmt die Kritik zu. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière sagte kürzlich öffentlich, die EU-Mission habe ein Akzeptanzproblem. Immer häufiger müssten Kfor-Soldaten ausrücken und könnten deshalb nicht wie geplant abgezogen werden.

Nicht nur deshalb soll jetzt ein Deutscher ran. An dem Posten sei die Bundesregierung schon seit längerem interessiert gewesen, heißt es aus EU-Kreisen. Borchardts Dienstherr Guido Westerwelle lobt den neuen Missionschef denn auch in den höchsten Tönen: „Mit Bernd Borchardt ist die Wahl auf einen exzellenten Kandidaten und erfahrenen Diplomaten gefallen.“ Von Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes ist zu hören, dass Borchardt nicht nur kompetent, sondern auch ein netter Kerl sei.

„Ich freue mich auf meine Rückkehr“, sagt der Gelobte, der schon während der Krisen- und Kriegsjahre 1998 und 1999 im Kosovo gearbeitet hat. Später wurde er in Berlin stellvertretender Leiter des Westbalkan-Referats. Von 2007 bis 2010 war er deutscher Botschafter in Tirana. Seither spricht Borchardt auch Albanisch.

Die Erwartungen sind also hoch – das Kosovo blickt in Richtung Nato und EU. Immerhin bietet die Gemeinschaft hier ihre größte Auslandsmission auf. Die nächste Etappe könnten Gespräche über eine Visa-Liberalisierung sein. Und hier merkt man schon, dass Borchardt auch Härte zeigen kann und von den Kosovaren einen eigenen Beitrag erwartet: „Das Angebot der EU an das Kosovo ist nicht unbegrenzt. Ich hoffe, dass das Kosovo dieses Angebot auch annimmt."

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