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PORTRÄT JÖRG HACKER CHEF DER LEOPOLDINA:: „Themen, die auf den Nägeln brennen“

Er ist Deutschlands bekanntester Schweingrippen-Experte: Jetzt wird er der oberste Akademiker der Republik

Noch ist Jörg Hacker Chef des Robert-Koch-Instituts in Berlin und damit Deutschlands oberster Seuchenwächter. Bald aber wird er der oberste Akademiker der Republik sein. Denn von März 2010 an wird der 57-jährige Biologe der Kopf der 2008 zur Nationalakademie der Wissenschaften gekürten Leopoldina in Halle sein.

Hacker erwartet eine politisch sensible und wissenschaftlich anspruchsvolle Aufgabe. Als nationale Gelehrtengesellschaft wird sich die Leopoldina an den großen Akademien messen lassen müssen, an der National Academy of Sciences der USA und der britischen Royal Society. Man darf gespannt sein, wie weit es Hacker mit seiner Leopoldina gelingen wird, neben diesen Leuchttürmen der Aufklärung zu bestehen. Deren zentrale Aufgabe ist Politikberatung. Sie machte Schlagzeilen, als sie wegen einer angeblichen „Atomstudie“ in den Wahlkampftrubel hineingeriet. Solche Situationen wird es auch für Hacker zu bewältigen geben. Die Wissenschaft muss der Politik mit ihrem Rat zur Seite stehen, ohne sich von ihr instrumentalisieren zu lassen. Beratungsbedarf gibt es genug – etwa zur individualisierten Medizin und zur Stammzellenforschung. „Themen, die auf den Nägeln brennen“, sagt Hacker. Und dann, natürlich, die ganz großen Fragen: Demografie, Klimawandel, Energieforschung. Und damit auch Atom.

Seit März 2008 ist Hacker Präsident des Robert-Koch-Instituts und damit der Nation als „der“ Schweinegrippe-Experte vertraut. Dutzende Male hat er betont, dass „kein Grund zur Panik“ bestehe, dass man aber das neue Virus sehr wohl ernst nehmen müsse. Eine bislang geglückte Gratwanderung.

Laute Töne sind nicht Hackers Sache. Er ist zurückhaltend und nachdenklich, dabei diplomatisch geschickt. Als gebürtiger Mecklenburger sei er nun einmal „kaltblütig“, hat er zu seiner Person bemerkt. Von 1970 bis 1974 studierte er Biologie in Halle, seine neue Aufgabe führt ihn also dorthin zurück. 1980 durfte er die DDR verlassen, 1988 wurde er Professor für Mikrobiologie in Würzburg, 1993 Institutsleiter und von 2003 bis 2009 war er Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Ein typischer Karriereweg für einen Wissenschaftsmanager. Doch nicht ganz: Hacker ist auch bekennender Christ, was für ihn kein Widerspruch zu seinem Forscherdasein ist. „Das sind unterschiedliche Ebenen der Betrachtung“, hat er dazu festgestellt. Hartmut Wewetzer

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