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PORTRÄT KONRAD ZDARSA NEUER BISCHOF VON AUGSBURG:: „Ich will den Menschen nichts beibringen“

Er will kein Programm durchziehen, er will den Leuten auch nicht gleich mit den letzten Wahrheiten ins Haus fallen. Konrad Zdarsa möchte die Menschen ernst nehmen, vor allem die jungen.

Er will kein Programm durchziehen, er will den Leuten auch nicht gleich mit den letzten Wahrheiten ins Haus fallen. Konrad Zdarsa möchte die Menschen ernst nehmen, vor allem die jungen. Die Görlitzer hat der katholische Bischof mit seinem zurückhaltenden wie offenen Auftreten schon für sich eingenommen. „Wir sind alle sehr traurig“, sagte der Jugendseelsorger des Bistums am Mittwoch. Traurig, weil Zdarsa Görlitz verlässt und Ende Oktober neuer Bischof von Augsburg wird. Papst Benedikt XVI. hat ihn zum Nachfolger des zurückgetretenen Bischofs Walter Mixa bestimmt.

Konrad wer?, fragen sich nun viele in Augsburg. Von dem Mann aus dem Osten hatte man noch nichts gehört. Das Domkapitel hatte Kandidaten aus den eigenen Reihen vorgeschlagen. Aber offenbar traut der Papst am ehesten jemandem von außen zu, Ruhe in das gespaltene Bistum zu bringen.

Bevor er Bischof von Görlitz wurde, war Zdarsa in Dresden und Chemnitz im Einsatz als Priester und Probst, als Personalchef und Generalvikar – und hinterließ Fans. Sie schwärmen, wie gut er auf Menschen zugehen könne, auf Kinder wie auf Senioren, auf Bäckermeister wie auf Professoren.

Dabei hilft ihm wohl, dass er nicht in Soutane auf die Welt gekommen ist. Zdarsa wurde 1944 in Sachsen geboren und lernte nach der Schule Dreher. Das war nicht seine erste Wahl, wie er bekannte. Die Erweiterte Oberschule stand ihm nicht offen, weil er sich „nicht genügend betätigt“ hatte. Aus der Not wurde ihm ein guter Boden, und heute noch ist Zdarsa stolz darauf, dass er mitreden kann, wie weich oder hart Metall ist und wie es ist, im Schichtbetrieb zu arbeiten. In die Wiege gelegt wurde ihm etwas anderes: die Fähigkeit, zwischen unterschiedlichen Welten zu pendeln. Die Mutter stammte aus Sachsen, der Vater aus der Steiermark, er selbst besaß neben dem DDR-Ausweis auch den österreichischen Pass. So konnte er ab 1977 in Rom an der renommierten päpstlichen Universität Gregoriana studieren.

Auch wenn Zdarsa mit seinen 66-Jahren also viele Voraussetzungen mitbringt, um die Augsburger Katholiken wieder fröhlicher zu stimmen: Der Wechsel vom kleinsten deutschen Bistum mit 40 000 Katholiken in eine der größten Diözesen mit 1,4 Millionen Gläubigen ist ein gewaltiger Schritt. Aber Pessimismus liegt Zdarsas Gott sei Dank nicht. „Man muss Abschied nehmen können, um auf dem Weg zu bleiben“, heißt sein Lebensmotto. Claudia Keller

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