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Wambach

© Mike Wolff

PORTRÄT MATTHIAS WAMBACH, MANAGER PRO RELI: "Die Leute wollen sich bekennen"

Wenn Matthias Wambach über Religion in der Schule spricht, dann ist nicht gleich von Werten oder dem Sinn des Glaubens die Rede, sondern zunächst von "Wahlfreiheit".

Der Mann ist eins mit sich, aber kein Missionar. Wambach organisiert den letzten, in der kommenden Woche anlaufenden Teil der Kampagne „Pro Reli“. Deren stärkstes Argument lautet: Die Eltern – nicht die Politiker – sollen entscheiden, ob die Kinder in der Schule Ethik oder Religion haben. Wambach bringt dieses Argument mit der „Hauptstadt“ zusammen: Berlin wolle doch Hauptstadt aller Deutschen sein. Dann müssten Berliner Schulen den Eltern die gleiche Freiheit zur Entscheidung lassen, die überall in der Republik (außer in Bremen) üblich ist.

Dass er Christ ist, trägt Wambach nicht groß vor sich her; bekennerhafte Strenge passt nicht zu dem Mann mit dem freundlichen Gesicht und dem leichten Bauch unter dem dunkelgrauen Pulli. Wambach, der aus Kassel kommt, hat generations- und milieutypische Erfahrungen mit Kirche gemacht. Er war als Junge Messdiener und sagt, er sei christlich erzogen. „Ich würde keine Kampagne machen, von der ich nicht inhaltlich überzeugt bin“, fügt er hinzu.

Dass womöglich das Wahlfreiheitsargument einen guten Anteil an den 300 000 Stimmen für ein Volksbegehren hat, erklärt Wambach mit der veränderten Berliner Gesellschaft. 800 000 der 2,4 Millionen wahlberechtigten Berliner sind ziemlich neu in der Stadt, sie kamen mit und wegen der Hauptstadt nach Berlin. Für Wambach sind das Menschen, die man gewinnen kann: westdeutsch-bürgerlich geprägt, mit Kirche groß geworden, keine emphatischen Christen, aber auch nicht so kirchenskeptisch und religionsabgewandt wie viele Einheimische. Diese Zugezogenen, so kalkuliert Wambach, werden das Volksbegehren unterstützen, weil sie für ihre Kinder jene Art bürgerlicher Schulbildung wollen, die sie selbst genossen haben. Und da gehört Religion dazu.

Als Pro-Reli-Manager profitiert Wambach von Erfahrungen mit der Tempelhof-Kampagne (die hat die Zugezogenen nach seinen Erkenntnissen nicht angesprochen) und von dem Wissen, das er sich als Wahlkampf-Manager für die CDU angeeignet hat. Doch nicht das Steuern von Ereignissen und Stimmungen fasziniert ihn an der Pro-Reli-Kampagne, sondern die seltsame Selbstorganisation der bislang so stillen Christen in Berlin. Auf einmal, so hat er das erlebt, finden Leute über ihren Glauben zusammen, weil sie für diesen Glauben etwas tun können.

In Berlin sei der Glaube stets Privatangelegenheit gewesen, sagt Wambach – „und plötzlich gehen die Leute raus und sagen: ,Ich bin bereit, mich zu bekennen.‘“ Das hält er offensichtlich für eine gute Entwicklung. Werner van Bebber

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