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PORTRÄT NAOMI HIROSE TEPCO-CHEF:: „Es tut uns wirklich leid“

Mit Naomi Hirose sollte alles anders werden. Als der Manager im Juli 2012 den Chefposten von Tepco antrat, versprach er einen Kulturwandel.

Mit Naomi Hirose sollte alles anders werden. Als der Manager im Juli 2012 den Chefposten von Tepco antrat, versprach er einen Kulturwandel. Die Betreiberfirma der seit März 2011 havarierten Atomreaktoren in Fukushima war schon vor Beginn der Katastrophe für Offenheit nicht bekannt gewesen. Hirose, ein Absolvent der amerikanischen Yale University und im Unternehmen fest verwurzelt, kannte das Problem seines Arbeitgebers. Was sonst hätte er also tun sollen, als Besserung zu geloben?

Was bis heute folgt, ist eine Enttäuschung nach der anderen. Wiederholt wurde Tepco dafür kritisiert, keine internationalen Experten auf die Anlage zu lassen. Stattdessen gab es wirre Erklärungen für Vorfälle, die besorgniserregend sein mussten. Vor ein paar Wochen wurde offenbar, dass täglich rund 300 Tonnen radioaktiv versuchtes Wasser in den Ozean fließen. Und das schon, wenn auch womöglich in zunächst geringerem Ausmaß, seit den Kernschmelzen.

Pikant dabei: Hirose sagte, Angestellte der von ihm geführten Firma hätten schon länger Bescheid gewusst, nur die Führungsetage sei nicht informiert worden. Hirose habe erst ab dem 18. Juli über die permanenten Lecks Bescheid gewusst. Bloß informierte Tepco die Öffentlichkeit erst nach dem 21. Juli – dem Datum der japanischen Oberhauswahlen, bei denen die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP), die einzige noch kategorische Befürworterin der Atomkraft, eine Mehrheit in der zweiten Kammer des Parlaments gewinnen wollte. Und seit die LDP von Premierminister Shinzo Abe diese Wahl mit einer deutlichen Mehrheit gewonnen hat, sind weitere Wahrheiten ans Licht gekommen.

Anfang der Woche kündigte die Regierung ein Notfallbudget von umgerechnet 360 Millionen Euro an, um ins Krisenmanagement einzusteigen. Tepco wird nun auch von der Regierung kritisiert, der das Unternehmen mit seiner unverhofften Intransparenz doch zu einem Wahlsieg verhalf. Doch von Naomi Hirose ist nicht viel zu hören. Ein einerseits beachtliches Statement von ihm kam Ende Juli, als die dauerhaften Lecks bekannt geworden waren: „Wir haben versucht, uns zu reformieren, aber wir haben unsere Fehler wiederholt … Es tut uns wirklich leid.“ Gleichzeitig betonte Hirose wiederholt, Japan müsse an der Atomkraft festhalten. Eine treue Seele ist Naomi Hirose offenbar. Nur weniger gegenüber den Japanern als der Kernenergie. Felix Lill

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