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Porträt: "Normalität ist die beste Botschaft"

Nach den versuchten Anschlägen in Großbritannien fällt die neue Innenministerin Jacqui Smith positiv auf: durch einen wohltuenden Mangel an Aktionismus und Kraftmeierei.

Von Markus Hesselmann

Sie macht keine unnötigen Worte. Und sie gilt als Politikerin, die sich in einer normalen Sprache ausdrückt, frei vom Politjargon zwischen Pathos und Schablone. Und so befassten sich Analysen ihres ersten parlamentarischen Auftritts als Innenministerin vor allem mit dem, was Jacqui Smith nicht sagte. Festgehalten wurde ein wohltuender Mangel an Aktionismus und Kraftmeierei. „Normalität ist die beste Botschaft“, sagte Jacqui Smith und lobte die britischen Bürger dafür, dass sie ihr Leben einfach weiterleben wie bisher.

Die neue Ministerin – die erste Frau in diesem Amt – schlug sich gut, obwohl ihre Arbeit ohne Schonfrist begonnen hatte: Gleich nach ihrem Dienstantritt unter Premier Brown attackierten Terroristen London und Glasgow – mit glimpflichem Ausgang. Es kommt gut an, dass Jacqui Smith daraus keinen politischen Nutzen ziehen will. Selbst ihr direkter Gegner gratulierte. „Die Innenministerin hat mit Ruhe und Würde gehandelt“, sagte David Davis, Kandidat für den Innenministerposten im Falle eines konservativen Wahlsiegs.

Ihre Berufung galt als Browns Coup für sein erstes Kabinett nach dem Rücktritt Tony Blairs. Ansonsten hat Brown viele Posten hin und her bewegt, aber wenig neue Gesichter gezeigt. Auch die 44-jährige Oxford-Absolventin und frühere Dozentin für Wirtschaftswissenschaften ist keine Debütantin in der Downing Street. Ihre Rolle bislang war aber viel weniger öffentlich. Zuletzt war sie „Chief Whip“, eine Art Fraktionschefin, die sich um die Abstimmungsdisziplin im Parlament kümmert, aber auch der Regierung angehört.

Eine wie Jacqui Smith passt in die politische Landschaft, in der nach Bill Clinton und Gerhard Schröder mit Tony Blair nun auch der letzte Neo-Charismatiker abgedankt hat. Ein bisschen erinnert Jacqui Smith an Angela Merkel. Pragmatismus ist auch ihre Botschaft.

Jacqui Smith kann sich die Änderung eines umkämpften britischen Gesetzes gut vorstellen, möchte dies aber im Konsens schaffen. Zuletzt war Tony Blair daran gescheitert, die Untersuchungshaft für Terrorverdächtige über 28 Tage hinaus auf 90 auszudehnen. Blair scheiterte nicht nur an der Opposition, sondern auch an Kritikern in der eigenen Partei. Jacqui Smith kündigte an, alle Gruppen in die Diskussion mit einzubeziehen, nicht zuletzt die muslimische Community. „Wenn wir uns einig sind, werden wir die Terroristen letztendlich besiegen“, sagte die Innenministerin.Markus Hesselmann

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