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PORTRÄT OLE VON BEUST, HAMBURGS 1.BÜRGERMEISTER: "Angela Merkel ist extrem vorsichtig"

Ole von Beust wird als der Bürgermeister in die Hamburger Geschichte eingehen, der nach dem Krieg am längsten amtiert hat; denn klar ist, dass er nie nach Berlin wechseln wird. In Hamburg kann er ja auch machen, was er will.

Also, zunächst einmal: Ole ist einer seiner Namen, aber nicht der erste. Ole wurde er von seiner Großmutter gerufen, und so ist es geblieben. Riefe man ihn Carl-Friedrich oder „Arp“, womöglich hätte er dann weniger Erfolg gehabt, Ole Freiherr von Beust (54), seit dem 31. Oktober 2001 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein Christdemokrat, wohlgemerkt, erst der zweite in der Geschichte.

An die Macht gekommen ist er wenig rühmlich, seinerzeit in einer Koalition mit „Richter Gnadenlos“, Ronald Barnabas Schill, und dessen „Rechtsstaatlicher Offensive“. Eine unappetitliche Veranstaltung, und auch sonst gar nicht fein: Laut Beust wollte Schill die Entlassung eines Staatsrats für die Innenbehörde verhindern, indem er bekannt zu machen drohte, dass Beust ein Verhältnis mit Roger Kusch habe, der drei Jahre zuvor Justizsenator geworden war. Da zog der Freiherr die Konsequenz und warf Schill aus seiner Regierung. Schill soll jetzt in Brasilien sein.

Ja, und so wurde aus dem, den alle für weich hielten, ein Politiker, der, wenn es ihm nötig erschien, rasiermesserscharf handeln kann. Später entließ Beust auch seinen Parteifreund Kusch als Justizsenator und begründete das damit, dass dessen Behörde unerlaubterweise in den Besitz von vertraulichen Unterlagen aus einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss gelangt sei und die weitergegeben habe.

Beust ist der Mehrheit in Hamburg, ob arm oder reich, unangefochten lieb geworden als eine Art Präsident. Seine Wiederwahlkampagne 2008 war entsprechend, und sie war derart (gut), dass Angela Merkel sie im Bund zu kopieren versuchte. Beust wird als der Bürgermeister in die Geschichte eingehen, der nach dem Krieg am längsten amtiert hat; denn klar ist, dass er nie nach Berlin wechseln wird. In Hamburg kann er ja auch machen, was er will. Ihm wird in der vermeintlich sss-teifen Metropole nichts übel genommen. Nicht, dass er die Schwulen- und Lesbenparade anführt, und nur er kann mit den Grünen koalieren, ohne dass die Elbvororte rebellieren.

So erklärt sich die verbindliche Forschheit, mit der Ole von Beust seine Duzfreundin, die gebürtige Hamburgerin Angela Merkel aus der Isestraße, zurechtweist. Mit den Grünen koalieren! Mehr führen! Nicht so misstrauisch und so zögerlich sein! Auch mal für was kämpfen! Er sagt es anders, feiner, hanseatisch, wie es seine Art ist. Aber es bleibt ein Donnerwetter.


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