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PORTRÄT PAUL ACHLEITNER ACKERMANN-ERSATZ:: „Bei dieser Kasse bin ich gern Kassenwart“

Paul Achleitner ist keiner, der in die erste Reihe drängt. Er blickt eher humorvoll bis selbstironisch auf sich selbst: „Bei dieser Kasse bin ich gern Kassenwart“, sagte er einmal auf einer Bilanzpressekonferenz.

Paul Achleitner ist keiner, der in die erste Reihe drängt. Er blickt eher humorvoll bis selbstironisch auf sich selbst: „Bei dieser Kasse bin ich gern Kassenwart“, sagte er einmal auf einer Bilanzpressekonferenz. Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Denn als Finanzchef der Allianz entscheidet Achleitner seit elf Jahren, wie die 450 Milliarden Euro Kundengelder des Versicherungskonzerns angelegt werden.

Im Mai wird der 55-Jährige einen anderen Job antreten. Er wird als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank die Geschäfte des größten deutschen Geldhauses überwachen. Als ehemaliger Deutschlandchef der Investmentbank Goldman Sachs kennt er das Kapitalmarktgeschäft bestens. Die Allianz jedenfalls hat die Krise an den Finanzmärkten ganz gut überstanden.

Er liebt die großen Deals, kann man über Achleitner lesen. Dabei ging ein großer Deal gründlich schief und kostete den Versicherungskonzern Milliarden: Die Integration der Dresdner Bank, die die Allianz 2001 erwarb und kurz vor der Finanzkrise wieder an die Commerzbank abgab. Er sei ein Kapitalvernichter, werfen Kritiker dem Finanzvorstand vor. Nun muss Achleitner, der mit der Wirtschaftsprofessorin Ann-Kristin Achleitner verheiratet ist, die Rolle übernehmen, die eigentlich für Josef Ackermann gedacht war, der vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln sollte, aber nun absagte: die in langen Gesprächen mühsam errichtete Machtbalance in der zukünftigen Führungsriege der Bank im Lot zu halten. Es ist die Balance zwischen dem Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen, beide Nachfolger Ackermanns auf dem Chefposten der Bank, und damit zwischen riskantem Kapitalmarktgeschäft und stabilem Privat- und Firmenkundengeschäft. Achleitner muss beidem Raum geben.

Er sei ein Teamplayer, sagt einer, der mit ihm zusammengearbeitet hat, ohne großes Ego. Offen und freundlich, ein guter Kommunikator, der auch mal seinen österreichischen Charme spielen lasse. In den USA habe er gelernt, locker im Ton zu sein, aber hart in der Sache.

Achleitner gilt als einer der wenigen aus der Finanzbranche, die ein Händchen für das Politische haben. Er pflegt persönliche Kontakte zu führenden Politikern in Brüssel und Berlin. Und er machte der Politik den Vorschlag, den Euro-Rettungsfonds als Versicherung anzulegen. Derzeit sieht es so aus, als hätte Achleitner bei der Politik Gehör gefunden. Corinna Visser

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