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PORTRÄT ROLAND W. BURRIS OBAMAS NACHFOLGER IM SENAT:: „Für Illegales hätte ich mich nicht hergegeben“

Das Machtspiel um den Nachfolger Barack Obamas als Gouverneur von Illinios ist zu Ende. Zumindest offiziell.

Die Trennungslinien zwischen Gut und Böse verschwimmen. Das ist auch das Ziel des Manövers. Rod Blagojevich, der Gouverneur von Illinois, ist nicht rechtskräftig verurteilt. Aber in der Öffentlichkeit gilt er als der Korruption überführt, seit Abhörprotokolle von Telefonaten bekannt wurden, in denen er offenbar versuchte, Barack Obamas Senatssitz an den Meistbietenden zu verkaufen. Das prestigeträchtige Amt mit zwei Jahren Restlaufzeit wird frei, weil Obama ins Weiße Haus einzieht. Bei Vakanzen ist keine Nachwahl durch die Bürger vorgesehen. Der Gouverneur ernennt den Nachfolger.

Der Landtag von Illinois bereitet die Amtsenthebung Blagojevichs vor, die Staatsanwaltschaft einen Strafprozess. Die Demokraten distanzieren sich von ihm, ihre Führer im Senat drohen, sie würden jedem von ihm ernannten Kandidaten den Sitz verweigern. Es ist nur fraglich, ob sie die Drohung wahrmachen können. Juristisch scheint alles einwandfrei. Noch ist Blagojevich rechtmäßiger Gouverneur, also darf er Obamas Nachfolger ernennen. Das hat er nun getan – und mit Bedacht eine ehrbare Person ausgesucht, die man schwer ablehnen kann: Roland W. Burris. Der 71-Jährige ist eine historische Figur. 1971 war er als erster Afroamerikaner zum State Comptroller, dem finanziellen Oberaufseher von Illinois, gewählt worden.

Es ist ein Lehrstück über Tricks und Fallstricke der Chicagoer Politik mit vielen alten Bekannten, die persönliche Rechnungen zu begleichen haben. 2002 war Burris bei der Gouverneurswahl gegen Blagojevich angetreten, verlor aber. Der macht ihn jetzt aus Eigennutz zum Senator und spielt die Rassenkarte: Obama war der einzige Schwarze im Senat. Ein anderer Afroamerikaner müsse seinen Platz einnehmen; es wäre unerträglich, wenn dort kein Schwarzer vertreten sei. Warten könne die Angelegenheit nicht, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt sind. Jemand müsse schließlich im Senat für Illinois’ Interessen kämpfen. Mehrere schwarze Politiker unterstützen die Argumentation, zum Beispiel der langjährige Abgeordnete aus Chicago, Bobby Rush, gegen den Obama 2000 die Kongresswahl verloren hatte. Anderen ist der Schwenk zu heikel, darunter Danny Davis, ebenfalls eine schwarze Politikerlegende. Ihm hatte Blagojevich den Senatssitz zuerst angeboten. Davis lehnte ab. Obama lobt, Burris sei „ein guter Mann“. Seine Ernennung durch Blagojevich sei aber nicht akzeptabel. Der Gouverneur müsse abtreten. Christoph von Marschall

Christoph von MarschallD

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