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Foto: FBI/Reuters

© REUTERS

PORTRÄT SAIF AL ADEL NEUER AL-QAIDA-CHEF:: „Ein Schlag gegen den Kopf der Schlange“

Auf dem offenbar einzigen verfügbaren Bild sieht der Mann so bieder aus, dass eine Karriere bei Al Qaida schwer vorstellbar ist. Doch sein Kampfname „Saif al Adel“, „Schwert der Gerechtigkeit“, klingt nach Fanatismus.

Von Frank Jansen

Auf dem offenbar einzigen verfügbaren Bild sieht der Mann so bieder aus, dass eine Karriere bei Al Qaida schwer vorstellbar ist. Doch sein Kampfname „Saif al Adel“, „Schwert der Gerechtigkeit“, klingt nach Fanatismus. Der Name passt zu einer Äußerung des Ägypters nach 9/11. Den Angriff auf die USA nannte Saif al Adel „einen Schlag gegen den Kopf der Schlange“. Nun soll der Mann, dessen richtiger Name vermutlich Muhamad Ibrahim Makkawi lautet, zum Nachfolger von Osama bin Laden avanciert sein. Saif al Adel habe zeitweise die Position des Anführers von Al Qaida übernommen, sagt der Terrorismus-Experte Noman Benotman, einst selbst Dschihadist und heute Analyst beim Londoner Thinktank „Quilliam Foundation“.

Sicherheitskreise äußern sich zurückhaltend. Es sei „plausibel“, dass Saif al Adel bei Al Qaida eine wichtige Rolle einnehme, heißt es, doch solange die Terrororganisation sich nicht zur Nachfolge von Osama bin Laden äußere, gebe es keine Gewissheit. Denkbar sei auch, dass Saif al Adel künftig eine Art Doppelspitze mit dem bisherigen Stellvertreter bin Ladens bilde, dem ebenfalls aus Ägypten stammenden Aiman as Sawahiri. Der gilt als ideologischer Kopf und Chefpropagandist der Terrorgruppe. Saif al Adel wäre aufgrund seiner Biografie – er war Offizier der ägyptischen Armee – der militärische Anführer oder als solcher der künftige Stellvertreter Sawahiris, sollte dieser den Posten des Emirs übernehmen.

Die USA haben auf die Ergreifung Saif al Adels fünf Millionen Dollar Belohnung ausgesetzt. Der Ägypter soll für die Anschläge auf die amerikanischen Botschaften in Tansania und Kenia verantwortlich sein. Bei den Explosionen im August 1998 starben mehr als 200 Menschen. Als die US-Armee im Herbst 2001 als Reaktion auf 9/11 in Afghanistan eindrang, flüchteten Saif al Adel und andere Al- Qaida-Kader, darunter ein Sohn bin Ladens, in den Iran, obwohl dort die verhassten Schiiten regieren. Doch das iranische Regime geht flexibel mit Al Qaida um und ist damit ebenso wie Pakistan ein Teil des Problems. Saif al Adel wurde mal mehr, mal weniger streng in Arrest gehalten, Ende 2010 konnte er ausreisen. Prompt kehrte er zu Al Qaida zurück und hält sich vermutlich in der pakistanischen Region Wasiristan auf, einer Terrorhochburg. Ihn zu finden, dürfte schwierig sein. Das FBI weiß offenbar nicht, ob Saif al Adel 51 oder 54 Jahre alt ist und wie er heute aussieht. Frank Jansen

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