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PORTRÄT VILSON MIRDITA, BOTSCHAFTER DES KOSOVO: "Ich will Brücken bauen"

Vilson Mirdita wird Botschater des Kosovos in Berlin. Für den 39-Jährigen ist das ein ebenso sensationeller Pioniertag wie für sein Land.

Von Caroline Fetscher

An diesem Dienstag, das weiß er schon, ist sein Glückstag, denn dann empfängt ihn der Bundespräsident. Aus dessen Händen wird Vilson Mirdita eine Urkunde erhalten, das Beglaubigungsschreiben als Botschafter in Berlin. Für Horst Köhler ist die Sache protokollarischer Routineakt. Für Mirdita ist das ein ebenso sensationeller Pioniertag wie für sein Land.

Denn Kosovo feierte erst im Februar 2008 seine Geburt als Staat, nach jahrelangem Konflikt mit der Titularnation Serbien, in den 1999 auch die Nato eingegriffen hatte. Gemeinsam mit elf weiteren Kosovaren besuchte Mirdita unlängst einen Lehrgang des Auswärtigen Amtes in Berlin und Brüssel, der die Neu-Diplomaten aus Kosovo an ihre heikle Aufgabe näher heranführen sollte. Mirdita, ein gläubiger Katholik aus dem überwiegend muslimischen Kosovo, erklärt: „Das Gebet um Gelassenheit ist ohnehin mein liebstes.“

Bisher haben 62 der 192 Mitglieder der Vereinten Nationen Kosovos Staatlichkeit anerkannt, darunter Deutschland und die meisten anderen EU-Staaten. Doch insbesondere Russland, Serbien und China sperren sich vehement dagegen. Gelassenheit wird der Mann also sicher noch brauchen.

Als fünftes von acht Kindern einer Bauernfamilie kam Mirdita 1970 südlich des Kosovo-Städtchens Peja zur Welt. Verwandte, die in die USA ausgewandert waren, schlugen den Namen Vilson vor, nach Präsident Wilson. Ein anderer Sohn wurde Nikson getauft, gesprochen wie „Nixon“. 1992 kam der junge Agrarwissenschaftler nach Süddeutschland, engagierte sich im Aufbaustudium, für das er jeden Cent selber verdiente, promovierte mit Auszeichnung an der Universität Stuttgart-Hohenheim und spezialisierte sich unter anderem auf biologischen Landbau. Über „Demeter“ und „Bioland“ weiß der verheiratete Vater zweier Kinder genau Bescheid.

In den vergangenen Jahren hielt Mirdita Vorlesungen in Deutschland und an der Universität von Kosovos Hauptstadt Prishtina. Sein Hauptanliegen auf dem neuen Posten formuliert er ohne Zögern. „Ich will Brücken bauen“, kündigt Mirdita an, der Serbisch, Albanisch, Deutsch und Englisch spricht, nicht nur Brücken zwischen den Staaten Ex-Jugoslawiens, sondern auch Brücken zu deutschen Investoren. „Bei uns gibt es ja alles: Landwirtschaft, Industrie, die jüngste Bevölkerung Europas, Hunderttausende fleißiger Leute.“ Also Leute, wie ihn, das hofft er zu vermitteln. Caroline Fetscher

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