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Meinung: Privat für alle

„Wie krank ist unser Gesundheitssystem?“ vom 14.

„Wie krank ist unser Gesundheitssystem?“ vom 14. April

Wir kommen nun auch bei den Privaten genau in die Situation, in der wir waren, als sich noch jeder nach Lust und Laune am gesetzlichen Gesundheitssystem bereichern konnte, bevor der Amtsschimmel die Sache so in die Hand genommen hat, dass danach weder Ärzte noch Patienten zufrieden waren.

Was zeichnet die Privaten aus? Was gemeinhin als Rosinenpickerei denunziert wird, ist nichts anderes als das Herausfiltern derjenigen, die ein halbwegs bewusster Umgang mit der eigenen Gesundheit und die damit verbundenen Kosten auszeichnet.

Würde man diese einfache Erkenntnis auf das Gesundheitssystem insgesamt anwenden, wäre es effektiver und gerechter – und vor allem weniger an den Bedürfnissen der Kranken vorbeireguliert.

Ist es nicht denkbar, alle an den Kosten ihrer Gesunderhaltung so zu beteiligen, dass der Versicherungsbeitrag – also der Festbeitrag, der den wirklichen Ernstfall absichern soll – niedrig ist, aber der durchschnittliche jährliche Eigenanteil niemals größer wäre als die Differenz zwischen dem derzeitigen gesetzlichen Versicherungsbeitrag und dem reduzierten, von mir vorgeschlagenem Festbeitrag? Eine zusätzliche Komponente wäre die Verpflichtung der Ärzte zum Versand von Rechnungen nicht nur zur Kasse, sondern auch zum Patienten. Der Einwand, dass die niemand verstünde, kann nicht gelten, schließlich sind auch die total unverständlichen Telekommunikationstarife und deren monatliche Rechnungen der Allgemeinheit zumutbar. Eins jedoch wäre sichergestellt. Die Abrechnung von Leistungen, die nicht erbracht worden sind, ist viel leichter einzudämmen. Wichtig ist, dass es keine pauschale 100-Prozent-Versicherung geben darf, da diese sowohl persönliches als auch gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein ruiniert und früher oder später zu einer willkürlichen Drosselung von Leistungen oder Anhebung von Beiträgen führt.

Mein Plädoyer wäre: „Privat für alle“ – unter Berücksichtigung ihrer sozialen Lage.

Bernd Nieberding, Berlin-Nikolassee

Seit über 40 Jahren bin ich Beamter, ich kenne keinen Beamten, der in der privaten Krankenversicherung vollversichert ist. Jeder Beamte bekommt vom Dienstherrn (Beihilfestelle) eine Beihilfe zu den Kosten der Ärzte, der Krankenhäuser sowie der Medikamente etc. Diese Beihilfe muss vom Beamten per privater Krankenversicherung auf 100 Prozent der beihilfefähigen Kosten aufgestockt werden.

Die beihilfefähigen Kosten sind aber nicht zu vergleichen mit dem, was eine private Krankenvollversicherung leistet. Ganz im Gegenteil, voll beihilfefähig sind die wenigsten der entstehenden Kosten. Für den Dienstherrn ist diese Lösung erheblich billiger als ein Zuschuss zur gesetzlichen Krankenkasse. Eine Versicherung über die beihilfefähigen Kosten hinaus ist (zumindest in NRW) obendrein noch verboten. Anstatt immer wieder unterschwellig Neid auf Beamte zu schüren, könnten Sie vielleicht einmal die Nöte schildern, die manche Beamte (oder Pensionäre) haben, wenn die Beihilfestelle wieder mal die entstandenen Kosten ablehnt.

Ich würde mich freuen und dem Bundestag danken, wenn ich in die gesetzliche Kasse oder die private Krankenvollversicherung dürfte.

Klaus Koch, Berlin-Schöneberg

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