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Meinung: Raus aus dem Schlafwagen

Von Bernd Hops

Die Zentrale der Deutschen Bahn bleibt an der Spree. Ein Umzug der Konzernspitze nach Hamburg ist endgültig vom Tisch. Für Berlin ist das eine gute Nachricht, Grund für überschwängliche Freude ist es nicht. Denn die Hansestadt wird ihre Anteile an den Unternehmen Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG sowie der Hamburger Hochbahn nun teurer verkaufen wollen, wenn die Bahn nicht mit ihrer Zentrale in die Stadt kommt. Andere Interessenten gibt es zudem genug, schließlich geht es für Hamburg nicht darum, sanierungsbedürftige Firmen loszuwerden. Umgekehrt will die Bahn auch nicht auf den Kauf verzichten, jetzt da sie schon mal einen Fuß in der Tür hat.

Deshalb ist auch seit Bekanntwerden der Pläne Ende November nie umstritten gewesen, dass sich das Geschäft für die Bahn lohnen würde. Von Regierungsseite wurde das ausdrücklich anerkannt. Wer jetzt außerdem in Berlin jubelt, sollte nicht vergessen, dass die Bahn nicht nur mit ihrem Vorstand hier sitzt, sondern in der Hauptstadt eine Menge an Verwaltungskapazitäten zusammengezogen hat. Da gibt es zwar keine prominenten Namen, die für größere Schlagzeilen gesorgt hätten – aber eine Menge Arbeitsplätze, die für Hamburg durchaus attraktiv sind. In den weiteren Verhandlungen mit der Bahn wird die Hansestadt mit Sicherheit darauf zurückkommen.

Das zeigt aber auch, dass es für Berlin nicht reicht, einfach nur Hauptstadt zu sein und an der Spitze zu stehen. Egal, ob als Regierungssitz oder Bahnzentrale: Leitungsfunktion zu haben, ist gut, aber bei einer Metropole muss es auch in die Breite gehen. Deutlich geworden ist das schließlich auch bei der Diskussion um die Ministerien, die weiter in Bonn bleiben. Deshalb muss Berlin jetzt bei der Bahn demonstrieren, wie die Stadt in Zukunft mit wichtigen Unternehmen umgehen will. Bahnchef Mehdorn hat mit seiner Klarstellung zur Deeskalation beigetragen. Auch dem Regierenden Bürgermeister hat er die Hand entgegengestreckt. Der Berliner Senat sollte diese Gelegenheit nutzen, die Bahn wieder fester an die Stadt zu binden.

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