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Reporter ohne Grenzen: "Auf jedem Kilometer wird es Probleme geben"

Robert Ménard, der Generalsekretär der in Paris beheimateten Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Fackellauf der olympischen Flamme durch spektakuläre Aktionen zu stören. Ein Porträt.

Für die chinesische Führung ist der Mann in dem schwarzen T-Shirt mit dem Emblem der fünf olympischen Ringe in Form von Handschellen der öffentliche Feind Nummer eins. Robert Ménard, der Generalsekretär der in Paris beheimateten Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Fackellauf der olympischen Flamme durch spektakuläre Aktionen zu stören, um die Öffentlichkeit gegen die Unterdrückung der Menschenrechte in China zu mobilisieren. Bisher ist das RSF auf jeder Etappe gelungen. „Unser Ziel ist es nicht, die Spiele zu stören, sondern die Chefs der demokratischen Staaten davon zu überzeugen, dass sie nicht zur Eröffnung gehen können, solange es in Sachen Menschenrechte keine Verbesserung gibt“, sagt Ménard, den die französische Nationalversammlung am Dienstag zu einer Anhörung einlud. „Es war ein Fehler, die Spiele an Peking zu vergeben.“

Die Methoden, deren sich RSF bedient, ähneln denen von Greenpeace: immer Spektakel, oft nicht ungefährlich – wie das Erklettern des Eiffelturms –, aber stets mit einem ernsten Hintergrund. Dabei war es nicht die Umweltorganisation, die dem Radioreporter Ménard als Modell vorschwebte, als er 1985 mit dem Schriftsteller Jean- Claude Guillebaud und dem Arzt und damaligem Präsidenten von Ärzte ohne Grenzen, Rony Brauman, das Unternehmen RSF aus der Taufe hob, sondern eben die einst vom heutigen französischen Außenminister Bernard Kouchner gegründete Ärzteorganisation. Heute zählt die Organisation nach eigenen Angaben weltweit tausend Mitglieder, das Jahresbudget beläuft sich auf vier Millionen Euro. Finanziert wird damit vor allem die Unterstützung verfolgter Journalisten.

Wegen seiner Rhetorik ist Ménard ein beliebter Gesprächspartner der Medien – und hat auch viele Gegner. Diese werfen dem knapp 55 Jahre alten ehemaligen Linksextremisten vor, autoritär und in der Wahl seiner Mittel rücksichtslos zu sein. Die Kampagne für die Pressefreiheit auf Kuba ließ er sich von der CIA bezahlen. Gegen die Folterung von Geiselnehmern hätte er, wie im Fall des in Pakistan ermordeten US-Journalisten Daniel Pearl, nichts einzuwenden. Kritik an den französischen Medien lehnt er ab, um deren Eigentümer nicht als Sponsoren zu verprellen. Der Sympathie, die dem frisch gebackenen Ritter der Ehrenlegion in der Öffentlichkeit entgegenschlägt, tut das keinen Abbruch. Am Mittwoch will er in San Francisco sein. „Das IOC muss mit uns rechnen, auf jedem Kilometer, den die Flamme zurücklegt, wird es Probleme geben.“ Hans-Hagen Bremer

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