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Meinung: Rot vor Scham

Von Stephan-Andreas Casdorff

Wenn einer der Union gerade in die Hände spielt, dann ist das Klaus Wowereit. Der Regiermeister von Berlin spekuliert, dass es im übernächsten Bundestag zu einer Annäherung an die Linkspartei kommen könnte. Darauf haben CDU, CSU und im Gefolge die FDP nur gewartet. Jetzt können sie doch ziemlich glaubwürdig behaupten, dass die SPD wohl keine Berührungsängste kennt, wenn es um die Macht geht. Oder, anders ausgedrückt, dass sie den machtpolitischen Wandel durch Annäherung sucht. Was irgendwie auch zur WASGSEDPDS passt, wenn wir uns recht erinnern. Aus der CDU kam vor Jahren der Spruch vom „Wandel durch Anbiederung“. Er kann recycelt werden.

Edmund Stoiber, der CSUChef, der Kampagne kann, wie jeder wissen sollte, fängt damit auch schon an. Wenn es denn so kommen sollte, dass gewählt wird; und wenn es dann noch so kommen sollte, dass die SPD diese Wahl verliert – dann ist in jedem Fall richtig, dass der bisherige Kanzler Gerhard Schröder anschließend in der Partei nichts mehr zu sagen haben wird. Er wird sich, angenommen, die SPD landet bei 28 Prozent, noch freuen können, nicht davongejagt zu werden. Und die nach ihm kommen, müssen neu anfangen. Sie könnten auf die Idee verfallen, so eine Annäherung zwischen SPD und PDS zu beginnen wie seinerzeit in Magdeburg.

Schlimmer ging’s dann nimmer. Schon einmal hat die SPD mehr oder weniger hilflos zugesehen, wie sich etwas abspaltete: die Grünen. Inzwischen sind die etabliert. Wenn die SPD jetzt wieder keine substanziell-inhaltliche Debatte führt (weil sie auch zu ausgezehrt fürs Argumentieren ist), dann wird die Gefahr real, dass die so genannte Linkspartei sich ebenfalls festsetzt. Dass sie eine dauerhafte Größe wird und das Gefüge nachhaltig verändert. Und die Linke zerfleddert. Also, wer vor diesem Hintergrund noch mit der Linkspartei, der WASGSEDPDS, kooperieren will, muss als Sozialdemokrat schon zynisch sein.

Aber Wowereit macht es ja vor. Er koaliert längst mit denen, die sich so nennen, wie sie nicht sind. Scham hat eine Farbe. Schamlosigkeit auch.

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