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Meinung: Rote Rosenkrieger

Von Lars von Törne

Zerstrittene Paare, die sich nicht trennen können, sind für ihre Umgebung eine Qual. Während man in ihrem Freundeskreis hofft, dass sie sich zu einem Befreiungsschlag durchringen, zanken beide zwanghaft weiter und machen sich und anderen das Leben schwer. Die zwei Parteien der Berliner Linken haben an diesem Wochenende endlich ihre quälende Beziehungskrise beendet.

Die gestrige Entscheidung des Landesparteitags der Sammelbewegung WASG für einen Abgeordnetenhaus-Wahlkampf gegen die Linkspartei/PDS ist eine überfällige Klarstellung. Endlich wissen die Berliner Wähler, die im September links von der SPD ihre Stimme abgeben wollen, woran sie sind. Sie können nun wählen zwischen Realpolitik mit sozialem Anspruch à la Linkspartei/PDS oder verbalradikaler Fundamentalopposition à la WASG. Von Letzterem war am Wochenende auf dem Parteitag der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit wieder viel zu hören. Aber was soll man auch anderes erwarten von einer Partei, die aus einer Sammelbewegung diverser sozialer, gewerkschaftlicher und linkssektiererischer Gruppen hervorgegangen ist? Realpolitik oder gar ein Platz am Senatstisch ist deren Anspruch nie gewesen, so gesehen ist es nur konsequent, dass man sich lieber in der Protestnische einrichtet, als die eigenen Prinzipien in Frage zu stellen.

Für die Wähler ist der links-linke Bruch in Berlin eine Entscheidungshilfe. Für das von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine angeführte Projekt einer bundesweiten Linkspartei ist er ein schwerer Rückschlag. Denn das Berliner Zerwürfnis zeigt, wie wackelig das Fundament ist, auf dem das im Bundestag so harmonisch wirkende Zweckbündnis von PDS und WASG in Wirklichkeit steht.

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