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Meinung: Sammeln und jagen

FAHNDUNG NACH DEN SAHARA-ENTFÜHRERN

Lösegeld zahlen – das ist ein bitterer Moment für den Staat. Denn er zeigt sich erpressbar. Und doch ist das manchmal unvermeidbar, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, um das Leben von Bürgern zu retten. Deren Leben hat Vorrang – eben in dieser Abwägung beweist der demokratische Staat seine Humanität: Er ist kein Selbstzweck, hat nicht in erster Linie seine eigene Stärke und Autorität im Blick, sondern dient den Bürgern. Bei der Rettung darf er es jedoch nicht belassen. Er muss danach alles tun, um der Verbrecher habhaft zu werden – auch zur Abschreckung, damit niemand Entführung für ein einträgliches und risikoarmes Geschäft hält. Im Inland ist das selbstverständlich, auch in Europa, ja in fast allen Teilen der Welt, wo halbwegs demokratische Regierungen im Amt sind und ihre Macht bis in entlegene Regionen des Landes ausüben. Anders in Gegenden, wo keine staatliche Autorität hinreicht. Zum Beispiel in Rebellengebieten wie den muslimisch dominierten südlichen Inseln der Philippinen. Dorthin war die deutsche Familie Wallert 2000 entführt worden. Den Vorschlag: erst Geld sammeln und zahlen, dann die Verbrecher jagen, hielt die Bundesregierung damals für etwas weltfremd. Jetzt, nach dem guten Ausgang des Geiseldramas in der Sahara, hat sie eine internationale Soko Wüste eingerichtet. Sammeln und jagen – die verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen Terror nach dem 11. September 2001 macht es möglich. Die JoloEntführer sind des Lösegelds übrigens nicht froh geworden. Alle Anführer sind tot, auch ohne deutsche Jäger. cvm

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