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Schäuble und Steuern: Der Sache dienen

Ende der Illusion. Wolfgang Schäuble kassiert jetzt die große Steuerreform. Er ist der Mann der Stunde. Hätte die Bundeskanzlerin schon vor vier Wochen auf ihn gehört, wäre Euroland nicht in Spekulantenhand.

Da ist er wieder, der Kanzler im Konjunktiv. Der Krüppel, der Kanzler hätte werden können, keine Frage. (Krüppel, so hat er sich selbst genannt, damals, als er die Frage aufwarf: „Kann ein Krüppel Kanzler werden?“) Er ist der, der stoisch abwarten kann; einer, der wie kein Zweiter loyal ist, aber zugleich ein schlauer Textexeget von Verträgen aller Art; der über alles verhandeln kann. Dieser eine ist jetzt Finanzminister, wo es darauf ankommt: Wolfgang Schäuble. Mann der Stunde. Und jetzt kassiert er die große Steuerreform. Ende der Illusion.

Schon vor vier Wochen hätte die Kanzlerin auf ihn hören sollen, ihren Schatzkanzler. Dann wäre Euroland nicht in Spekulantenhand. Dann wäre alles billiger gekommen, die Griechen müssten nicht kriechen, um an Geld zu kommen, und ganz vielleicht ist auf lange Sicht was für den Mittelstand drin. Jetzt sind ganz andere Sachen zu machen. Wer sagt das den Deutschen: Macht euch nichts vor, wir brauchen Steuererhöhungen? Das müsste die Kanzlerin tun. Schweiß und Tränen wären die Folge. Sowas hat sie noch nie gemacht.

Angela Merkel ist in der Lehman-Krise einem Sozialdemokraten gefolgt, in der Europakrise dagegen lange Stimmungen. Und Schlagzeilen. Hat sie von Schäuble immer noch kein besseres Bild? Herrje, wenn sie doch nicht so misstrauisch wäre, noch immer. Das sind ihre Momente der Enge. Dabei ist es erwiesenermaßen so, dass dieser Schäuble nie, nie gegen den Comment verstoßen würde. Kanzler bleibt Kanzler. Er dient dem Staat. Das ist sein besonderer Stolz: Keiner Person zu dienen, sondern der Sache. Wie er sie sieht. Schäuble hat Kohls Europapolitik, die Einheit erst möglich gemacht. Er hat seine ganze Autorität in den Dienst dieser Sache gestellt. Es war für den Kanzler nicht von Schaden. Und für Deutschland von Nutzen.

Kurz: Wer ihm vertraut und auf ihn baut, wird nicht enttäuscht. Wer Autorität hat, muss ihn nicht fürchten. Das muss nur, wer ihn täuscht oder enttäuscht. Wer ihn nicht versteht. Und nicht, dass es um die Sache geht. In dieser Sache hat er wieder einmal schlicht und einfach recht. Wenn Merkel es recht versteht, dann dient er damit – ihr.

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