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Meinung: Scharon außer Rand und Band Israels Premier will jetzt auch

Von Charles A. Landsmann Israels Regierungschef Ariel Scharon kann anscheinend nicht mehr gebremst werden.

Von Charles A. Landsmann

Israels Regierungschef Ariel Scharon kann anscheinend nicht mehr gebremst werden. Er hat in den letzten Tagen vor allem mit den von ihm persönlich – und teilweise ohne Information des zuständigen Verteidigungsministers – angeordneten militärischen Aktionen klar gemacht, dass er ohne Rücksicht ntlich auf gegnerische Verluste gewillt ist, seine Pläne durchzusetzen: Die Zerstörung der Infrastrukturen nicht nur des islamistischen Terrors sondern auch der palästinensischen Autonomiebehörde; die Vertreibung derjenigen auf palästinensischer Seite, die sich ihm entgegenstellen; die Besetzung der palästinensischen Bevölkerungszentren über einen möglichst langen Zeitraum; das Festhalten um jeden Preis an wirklich allen israelischen Siedlungen, selbst, wenn dies eine permanente Teilmobilmachung der eigenen Reservetruppen erfordert.

So gesehen kommt weder der erneute Einmarsch in Ramallah, der heimlichen Westbank-Hauptstadt, noch die wiederholte Einkreisung von Arafats Amtssitz und Hauptquartier überraschend. Doch beinahe wäre es Scharon auch gelungen, die Regierung mit der „kalten“ Annektion von nicht weniger als 22 Prozent des Westjordanlandes, nämlich der gesamten Jordansenke, zu überraschen, hätte nicht im letzten Augenblick der aufmerksame Außenminister Schimon Peres mittels Rücktrittsdrohung dagegen gehalten.

Nachdem die längerfristige Rückeroberung der Bevölkerungszentren des Westjordanlandes beinahe abgeschlossen ist, scheint Scharon nun sein Augenmerk dem Gazastreifen zu widmen. Zwar sind um das von einem hochmodernen Sicherheitszaun umschlossene, dicht bevölkertste Gebiet der Welt noch keine Truppenkonzentrationen festzustellen. Doch die Flut der Meldungen aus israelischen Quellen über von Gaza ausgehende terroristische Infiltrationsversuche, über Anschläge gegen Siedler, über den Beschuss von Siedlungen und die Wiederaufnahme der Liquidierungen von mutmaßlichen Terrorkommandanten müssen als Warnsignale verstanden werden.

Tatsächlich war unmittelbar nach der letzten Anschlagsserie in Israel davon die Rede gewesen, dass die neue Offensiv-Operation „Entschlossener Weg“ sowohl dem Westjordanland als auch dem Gazastreifen gelten werde. Nun hat Scharon angekündigt, dass eine große Operation gegen die „Hamas“ im Gazastreifen angelaufen sei. Noch sind dort keine israelischen Panzer eingerollt. Doch dies scheint nur noch eine Frage von Stunden oder wenigen Tagen zu sein – genauer: bis der amerikanische Präsident George W. Bush seine Rede zur Nahostpolitik gehalten und seinen Friedensplan vorgestellt hat.

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