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Meinung: Sie fürchten die Eltern

HAMBURGS BILDUNGSSENATOR TRITT AB

Erst Ronald Schill, jetzt Rudolf Lange: Von dem fröhlichen Hamburger Trio, das 2001 Deutschlands peinlichste Koalition geschmiedet hatte, ist nur noch Ole von Beust im Senat übrig geblieben. Der Bürgermeister hat den Rücktritt des Bildungssenators erzwungen, weil er mit dem Instinkt des Machtpolitikers erkannt hatte: Was in Schulen und Kindergärten passiert, kann wahlentscheidend sein. Die Bürger mögen manchen Populistenspruch ertragen – wenn es ihren Kindern schlecht geht, strafen sie die Verantwortlichen erbarmungslos ab. In diesen Tagen darf man auch das politische Gedächtnis bemühen: 1953 hatte in Hamburg schon einmal ein MitteRechts- Bündnis die Mehrheit erobert – mit dem Reizthema Bildungspolitik. Zerstritten zerbrach der „Hamburg-Block“ schon vier Jahre später, und die CDU nahm wieder auf der Oppositionsbank Platz. Die FDP steht nun besonders dumm da. Lange war ihr einziger Senator, ihr Koordinator im Berliner Vermittlungsausschuss, ihr Aushängeschild. Als „Quereinsteiger“ wurde er einst gepriesen; jetzt offenbart der Abgang des früheren Konteradmirals, wie schwach Personal, Programm und Performance in der Gernegroß-Partei wirklich sind. Der Konfliktstoff Bildung verschwindet nicht so schnell wie ein Senator. Auf Hamburgs Straßen werden seit gestern Unterschriften für einen Volksentscheid zur Kinderbetreuung gesammelt. Ole von Beust hat die Notbremse gezogen. Ein neuer Kurs ist das noch nicht. gb

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