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Simbabwe-Kommentar: Der schwarze Hitler muss weg

Vier Monate nach den Wahlen in Simbabwe und der anschließenden Terrorkampagne von Robert Mugabe gegen sein Volk bahnt sich nun eine Lösung an. Angeblich stehen der Langzeit-Diktator und sein Erzrivale Morgan Tsvangirai unmittelbar vor der Bildung einer Einheitsregierung. Doch eine Doppelspitze ist keine gute Lösung für Simbabwe.

Bei aller Freude über den vermeintlichen Durchbruch bleiben große Zweifel darüber, ob es Mugabe und seine Schergen diesmal wirklich ehrlich meinen. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit und Mugabes unzähligen Täuschungsmanövern ist größte Vorsicht geboten. Schon deshalb ist es auch zu früh, von einem Neubeginn zu sprechen. Der Kollaps der Wirtschaft (mit Inflationsraten von mehr als zwei Millionen Prozent) und seine zunehmende Isolation haben Mugabe gegen seinen Willen an den Verhandlungstisch gezwungen. Angesichts seiner beispiellosen Machtgier wird der 84-jährige „schwarze Hitler“, wie Mugabe sich selber nennt, alles daran setzen, um eine Einheitsregierung zu bilden, in der er und sein korruptes Regime die Zügel weiter in der Hand halten. Sein Ziel dürfte allein darin bestehen, mit neuer politischer Legitimation an frisches Geld aus dem Ausland zu kommen.

Zum Vorbild seiner Strategie hat sich Mugabe dabei offenbar Kenia erkoren. Dort hatte Staatschef Mwai Kibaki Ende Dezember ebenfalls eine Wahl gegen die Opposition verloren – und danach zum Machterhalt eine Gewaltkampagne entfacht. Dass Kibaki dies am Ende auch gelang, lag daran, dass er den eigentlich siegreichen Oppositionsführer mit dem Posten des Premierministers abfand und ihm ein paar unbedeutende Ministerposten überließ. Die eigentlichen Probleme Kenias sind darüber ungelöst geblieben. Schon deshalb muss Tsvangirai alles versuchen, einem ähnlich faulen Kompromiss in Simbabwe zu widerstehen. Er muss auf Entscheidungsvollmachten und einer kurzen Übergangslösung beharren – und vor allem darauf, dass die geplante Einheitsregierung den Wahlsieg der Opposition vom März widerspiegelt.

Doch so verlockend es auf den ersten Blick auch erscheint: Eine Machtteilung für sich allein würde in Simbabwe wenig ändern. Eine Lösung könnte es nur dann geben, wenn Mugabe und seinen Generälen als Gegenleistung für die ihnen gewährte Amnestie die Macht ganz entzogen und das Management der Wirtschaft in ganz andere Hände gelegt würde.

Sicher ist, dass der Aufbau des von Mugabe mutwillig zerstörten Landes gewaltige Geldmittel aus dem Ausland verschlingen wird. Sie sollten erst dann fließen, wenn der Diktator und seine Machtclique ihre Hände nicht länger in der Staatskasse haben. Die Menschen von Simbabwe haben nach ihrem langen Leid mehr verdient als eine überstürzt ausgehandelte Lösung, wie sie Südafrikas Präsident Thabo Mbeki als Vermittler offenbar forcieren will. Denn wenn der einstige Musterstaat des Kontinents nach den vielen verlorenen Jahren jetzt nicht endlich ein festes Fundament für seine Zukunft legt, wird er womöglich nie mehr genesen.

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