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Meinung: Skandal zur rechten Zeit

Von Armin Lehmann

Der Sport, auch der olympische, bleibt durchsetzt von Betrug. Das ist eine bekümmerliche, wenn auch keine neue Erkenntnis. Die Affäre um die des Dopings verdächtigten griechischen Sportler Konstantinos Kenteris und Katerina Thanou hat sie der ganzen Welt noch einmal ins Gedächtnis gehämmert. Fast möchte man sagen, dass der Zeitpunkt dieses Skandals ideal ist. Ausgerechnet zu Beginn der Olympischen Spiele, ausgerechnet zwei Athleten aus dem Gastgeberland, zwei Helden, zwei Sportler, über die in Griechenland bis vor einer Woche niemand ein böses Wort verloren hätte. Gestern sind beide, nach quälend langen Tagen des Versteckspiels, einer möglichen Bestrafung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) zuvorgekommen und haben ihre Akkreditierung für ihren Start in Athen zurückgezogen. Das IOC ist damit formal nicht mehr zuständig für diesen Fall, der aber damit noch längst nicht zu den Akten gelegt werden kann. Dafür eignet er sich viel zu gut, um exemplarisch zu zeigen, wie verkommen und unmoralisch der Sport in Teilen ist.

Erst vor wenigen Monaten erschütterte die USA der größte Dopingskandal ihrer Geschichte. Ein Netz von kriminellen Ärzten, Trainern und Sportlern kam zum Vorschein. Seitdem wird fast wöchentlich ein neuer, prominenter USAthlet geoutet. Das IOC hat unter seinem Präsidenten Jacques Rogge einiges in Gang gesetzt, um den Betrügern zu Leibe zu rücken. Rogge hat den Anti-Doping-Code weltweit durchgesetzt. Jetzt wird immer öfter und immer gezielter kontrolliert – wie bei den griechischen Sprintern, eine Woche vor Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe in Athen. Mittlerweile mehren sich die Indizien, dass Kenteris und Thanou aus Panik vor dem Test in das Märchen Motorradunfall geflüchtet sind. Für das IOC war es auch so, ohne Dopingprobe, ein Erfolg im Anti-Doping-Kampf.

Die Deutschen sind übrigens durchaus ein Vorbild in der Dopingpolitik. Dafür gewinnen sie in Athen weniger Medaillen.

Seiten 1 und 3

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