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Meinung: „So, da bin ich wieder“

Dieser Tage ist Franz Müntefering gefragt worden, ob er Gerhard Schröder blind vertraue. Da hat er einen kurzen Moment gezögert, um dann in der ihm größtmöglich zur Verfügung stehenden Ehrlichkeit zu antworten, das sei vielleicht doch ein zu großes Wort.

Dieser Tage ist Franz Müntefering gefragt worden, ob er Gerhard Schröder blind vertraue. Da hat er einen kurzen Moment gezögert, um dann in der ihm größtmöglich zur Verfügung stehenden Ehrlichkeit zu antworten, das sei vielleicht doch ein zu großes Wort.

Es geht im Leben und in der Politik immer auch eine Nummer kleiner, und auch das ist schon viel. Eng ist er mit dem höchst selten zum Pathos neigenden Kanzler, der in einem Tagesspiegel-Interview einmal von sich preisgegeben hat, dass er, Schröder, ihn, Müntefering, gerne zum Freund hätte. Eng, anders ginge das gar nicht. So eng, dass er sich darauf eingelassen hat, Schröder den Rücken freizuhalten, vornehmlich partei-intern, damit der Kanzler seinen Agenda-Kurs fortsetzen könne, entgegen dem Bauchgefühl vieler Sozialdemokraten. Im März 2004 war das. Eigentlich lag da schon alles im Argen. Da wurde Franz Müntefering SPD-Chef.

Die Zeit ist gerast seitdem, und sie war schwer für die Partei. So schwer, wie Franz Müntefering, der nach außen so warm und nach innen so kalt sein kann, sich es wohl nicht vorgestellt hätte. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn „die Sache in Kiel“ nicht passiert wäre, wenn dort, wie Franz Müntefering sagt, ein „Verräter“ in den eigenen Reihen nicht Heide Simonis durch vier Wahlgänge hätte rasseln lassen? Würde auch dann gewählt werden am 18.September, bundesweit? Sicher ist das nicht.

Mag sein, dass beim Disziplinierungsfanatiker Franz Müntefering in jenen Tagen just jenes entscheidende Quäntchen Vertrauen in die jederzeit herzustellende Geschlossenheit der Partei verloren ging, das notwendig gewesen wäre, um Schröder von seinen Neuwahlplänen abzubringen. Heute sagt Müntefering: „Wir wären zerrieben worden bis zum Herbst 2006.“ Dafür spricht einiges – aber wenn das so ist, dann hat sich da der SPD-Chef kein besonders glanzvolles Zeugnis in eigener Sache ausgestellt.

Heute wird er noch einmal, ein letztes Mal auf einem SPD-Parteitag, rufen: „Gerd Schröder muss Kanzler bleiben“ – mit dreifach gerolltem „rrr“. Doch Schröder wird nicht bleiben. Und Müntefering wird bald andere Losungen ausrufen. Im November, in Karlsruhe, will er wieder antreten. Das hat er gesagt. Die neue Zeit wird dann begonnen haben. Es wird die Zeit nach Gerhard Schröder sein und für die SPD eher Epoche als Etappe. In solchen Phasen sind oft Übergangsvorsitzende gefragt. Aber nicht immer.

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