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Meinung: Stadt an der Kante

SCHILL WILL WIEDER MITREGIEREN

Mit Ronald Schill spielt man nicht. Der Hamburger Rechtspopulist war von Anfang an eine Art BorderlinePersönlichkeit, eine instabile, impulsive und auch zerstörerische Größe der Hamburger Politik. Nur in der gesellschaftlichen Marschlandschaft Hamburgs, mit einer erfolgsentwöhnten CDU, einer prinzipienlosen FDP und einer bis in manche Medien hineinreichenden Spielcasinomentalität, konnte einer vom rechten Rand so gnadenlos weit nach oben kommen. Solange er Ausländer beschimpfte und die Macht garantierte, war Schill willkommen, sogar als Senator. Erst als er sich Ole von Beust zum Feind machte, begann sein Fall. Doch der geoutete Bürgermeister traute sich im August keine Neuwahl; er wollte Schill kaltstellen und weiter wurschteln in seiner seltsamen Allianz. Nun ist klar: Das war ein Fehler. Von Beust wird den Geist, den er rief, nicht mehr los: Mit seiner Wiederwahl zum Parteivorsitzenden hat Schill das Recht und die Pflicht, an den Koalitionsrunden teilzunehmen. Eben dies hatte der Senatschef ihm nach dem Schmuddel-Skandal verbieten wollen. Vielleicht tut ihm Schill sogar den Gefallen und schickt erst mal einen Stellvertreter, wenn es um neue Staatsräte oder Sicherheitsgesetze geht. In der Bürgerschaft aber braucht der Bürgermeister jede Stimme. Die zweitgrößte Stadt Deutschlands behält einen Borderline-Senat, eine Regierung, die an der Absturzkante ausgerechnet auf einen Politiker namens Schill angewiesen ist. gb

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