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Meinung: Statt Planung

„Mehr Leben ins Regierungsviertel“ vom 11. Februar Es ist doch im Prinzip in Berlin immer das gleiche.

„Mehr Leben ins Regierungsviertel“

vom 11. Februar

Es ist doch im Prinzip in Berlin immer das gleiche. Da wird ein zentraler Bereich der Stadt mit monofunktionalen, aber (im Plan) emblematischen Formen belegt und dann wundert man sich, dass dort keine Stadt entsteht. So lobenswert die Ambitionen des Baustadtrats Gothe sind, so sehr wird von ihm verkannt, dass hier an der Spree eben nicht ein zusammenhängendes neues Stadtviertel geplant ist. Es gab diesen Ansatz, beispielweise im Plan von Schultes/Frank, aber schon mit der Wettbewerbsentscheidung zur Bumiller-Welle hat man sich für ‚architektonische Einzellösungen‘, von allzeit beliebten Grünbändern getrennt, entschieden. Diese autistische Planung im Flussverlauf ist jedoch von Vorteil für eine investorengerechte Vermarktung, voneinander getrennten Nutzungen, einer geordneten Stadtplanung und nicht zuletzt dem Glanz der Architektur.

Zum Städtischen gehört das Profane eines Gesamtzusammenhangs, der sich in gewisser Weise ‚urban selbst bedienen‘ kann. Eine nachträglich verordnete Mischung erfüllt nicht die Lebensprinzipien einer eigenständigen und kleinräumlichen Quartiersökonomie, zunächst und vor allem von und für die Anlieger und erst dann für die Gäste. Der Hauptbahnhof ist die Zwangsjacke (und nicht nur darin) einer lokalen Verhinderung von einem eigenständigen Stadtteil. Er gibt keine Energie ab, im Gegenteil: er ist konzipiert, um Energie abzuzapfen.

Die Diskussion um das Kulturforum basiert auf dem gleichen Missverständnis, einförmige Nutzung bei anspruchsvoller Architektur und ein weiter Weg zum nächsten Kaffeehaus für die Sonntagsgäste. Doch nur durch den Sonntagsbetrieb läuft das nicht! Völlig abgesehen von der Tristesse eines so einförmigen Nutzungsbildes. Bei der erweiterten Museumsplanung auf der Spreeinsel scheint die Stadt in dieselbe monofunktionale Falle zu tappen. Eine Planung, die alle Museen zusammenscharrt und mit einem unterirdischen Tunnel verbindet, arbeitet gegen die Stadt. Hier ist die Stadt der ‚kurzen Wege‘ einmal kontraproduktiv.

Klaus Schäfer, Prof. für Städtebau,

Berlin-Tiergarten

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