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Meinung: Tag der Einschüchterung

Es war der Tag der Hoffnung: Am Montag sollte in Afghanistan die Loya Dschirga zusammentreten – die erste fast demokratische Versammlung nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg. Dieser große Rat unter der Leitung des heimgekehrten Königs, des Symbols der Einheit, galt als Wendepunkt zu einem haltbaren Frieden, zu einer Normalität, wie sie die jüngere Generation nie gekannt hat.

Es war der Tag der Hoffnung: Am Montag sollte in Afghanistan die Loya Dschirga zusammentreten – die erste fast demokratische Versammlung nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg. Dieser große Rat unter der Leitung des heimgekehrten Königs, des Symbols der Einheit, galt als Wendepunkt zu einem haltbaren Frieden, zu einer Normalität, wie sie die jüngere Generation nie gekannt hat. Ein historischer Tag also, und ein bisschen profitieren von diesem Glanz wollte auch die Bundesregierung, weil sie doch bei der Friedenskonferenz auf dem Petersberg Geburtshelfer der jungen afghanischen Demokratie gewesen war. Doch die Loya Dschirga trat gestern nicht zusammen – weil die Kriegsherren, voran die der Nordallianz, einen Frieden in Demokratie gar nicht wollen. Sie schickten Truppen: zur Einschüchterung. Ihre Gewehre garantieren den kleineren Stämmen und Völkern mehr Einfluss, als sie in einer demokratischen Volksvertretung erlangen können. Berlin muss umdenken, den Ernst der Lage erkennen – und sich zu ihm bekennen. Hoffnung und gute Worte reichen nicht, um in Afghanistan eine politische Stabilität durchzusetzen, die sich nicht mehr in erster Linie auf Waffen stützt. Die Friedenstruppe aufstocken und aufs ganze Land ausdehnen, das möchte der Westen nicht. Zu Recht. Er muss es auch nicht. Mit der Gewährung und dem Entzug von Aufbauhilfe lässt sich sinnvoller Druck ausüben. cvm

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