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Meinung: Tausendmal geprüft?

Von Ingo BachVielleicht wird „gebetsmühlenartig“ als Synonym für ständig wiederholte Warnungen eines Tages abgelöst durch „vogelgrippeartig“. Denn ist in den vergangenen Monaten nicht alles schon mehrfach gesagt, tausendmal gewarnt und dann wieder entwarnt worden rund um dieses Thema?

Von Ingo Bach

Vielleicht wird „gebetsmühlenartig“ als Synonym für ständig wiederholte Warnungen eines Tages abgelöst durch „vogelgrippeartig“. Denn ist in den vergangenen Monaten nicht alles schon mehrfach gesagt, tausendmal gewarnt und dann wieder entwarnt worden rund um dieses Thema? Und ist das nicht die eigentliche Gefahr – Ermüdung? Menschen können nicht ständig wachsam sein, genauso wenig, wie von Menschen getragene Überwachungssysteme ständig auf Hochtouren laufen können. Die Verantwortlichen in der Berliner Gesundheitsverwaltung verweisen derzeit gern auf die schon seit Monaten hohen Kontrollstandards zum Beispiel am Flughafen Tegel. Seit dem vergangenen Herbst, als die ersten Todesfälle in Fernost die Menschen aufgeschreckt haben, sei man auf gleichbleibend höchstem Niveau. Aber gab es zwischendurch nicht wenigstens einen kleinen Intensitätsabfall, als auch das öffentliche Interesse nachließ?

Ein Beispiel: Niemand wunderte sich im vergangenen Herbst, als man wegen der Vogelgrippe in Deutschland vorsorglich Geflügelmärkte verbot und Halter zwang, ihre Tiere im Stall einzusperren. Nur aus reiner Vorsicht. Jetzt aber protestieren die Veranstalter der Grünen Woche gegen Forderungen, vorsorglich auf die Ausstellung von 25 Stück Rassegeflügel zu verzichten. Ein anderes Beispiel sind die Kontrollen von Reisebussen. Im vergangenen Herbst wurden öffentlichkeitswirksam ein paar Überprüfungen am Zentralen Omnibusbahnhof gemacht. Doch heute verweisen plötzlich die Verantwortlichen darauf, dass Busse ja längst an den EU-Außengrenzen kontrolliert würden und dies in Berlin deshalb nicht nötig sei. Doch Stichproben an den EU-Grenzen sind keine lückenlose Abwehrkette. Und bei der Vogelgrippe genügte schon ein einziges übersehenes Küken, das mit dem Virus infiziert ist, um am Ankunftsort eine Epidemie auszulösen. Deshalb beruhigt der Hinweis wenig, dass man sich auf die EU-Partner verlassen müsse. Jede weitere Stichprobengrenze – auch die zwischen Berlin und Brandenburg – erhöht die Sicherheit.

Der Zoll, der für diese Kontrollen zuständig ist, muss mehr tun. Die Gefahr ist zu nahe, die Türkei nur wenige Autostunden entfernt – auch wenn das Virus vor allem Geflügel bedroht. Denn auch dieser Satz ist mittlerweile tausendfach gefallen: Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche. Nur der engste Kontakt mit Blut oder Kot von infizierten Tieren hat bisher Menschen krank gemacht.

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