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Meinung: Tödlicher Einsatz

Ronald Schill hat den Einsatz von Brechmitteln bei mutmaßlichen oder überführten Drogendealern stets als eine Art Wunderwaffe gepriesen. Jetzt zeigt sich, dass die Hamburger Ärztekammer zu Recht gewarnt hat.

Von Frank Jansen

Ronald Schill hat den Einsatz von Brechmitteln bei mutmaßlichen oder überführten Drogendealern stets als eine Art Wunderwaffe gepriesen. Jetzt zeigt sich, dass die Hamburger Ärztekammer zu Recht gewarnt hat. Ein 19 Jahre alter Mann aus Kamerun ist gestorben, nachdem ihm die Polizei gewaltsam eine Mixtur mit dem makabren Namen "mexikanischer Sirup" eingeflößt hat. Weitere Vorfälle dieser Art sind zu befürchten - der neue Hamburger Senat hat erst kürzlich die so genannten Einsatzrichtlinien für den Gebrauch von Brechmitteln erweitert. Damit setzen sich Schill und die mit ihm koalierenden Christ- und Freidemokraten allerdings dem Verdacht aus, sie wollten um beinahe jeden Preis eine Politik der eisernen Faust demonstrieren. Zero Tolerance gegenüber Drogendealern - auch wenn es Tote gibt? Das mag im Sinne mancher Protestwähler sein, die ihre Stimme Schills Partei gegeben haben. Doch der Rechtsstaat ist kein Rachestaat, auch wenn die Wut über das Treiben der Drogendealer verständlich ist. Eine Politik, die solche Emotionen bedient und die Bedenken von Medizinern oder anderen Experten ignoriert, entfernt sich von den Grundsätzen der Demokratie. Wird der Fall des 19-jährigen Kameruners nun wenigstens Schills Koalitionspartner zur Besinnung bringen?

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