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Umweltschutz: Keine neue Religion

Der Vatikan ist klimaneutral. Doch wie steht der Pontifex zur Klimafrage? In der Papstbotschaft zum Weltfriedenstag, spiegelt eine merkwürdige Ambivalenz.

Der Vatikan als Vorbild – jüngst verkündete der katholische Ministaat, er sei jetzt klimaneutral. Nicht dass man beim Heiligen Stuhl künftig aufs Heizen verzichtet – aber die Kohlendioxidemissionen soll ein neuer Wald ausgleichen. Ein ungarisches Unternehmen will so viele Bäume pflanzen, dass damit der gesamte CO2-Ausstoß des Vatikan ausgeglichen wird.

Doch was denkt der Papst selbst über den Klimawandel? Im April dieses Jahres berief der Vatikan eine eigene Klimakonferenz ein. Danach ließ der Pontifex verlauten, er würde dazu gerne vor den Vereinten Nationen reden. Doch wie schon bei der vatikanischen Vorjahreskonferenz zum Thema „Schöpfung und Evolution“, beschränkte sich der Pontifex auch diesmal auf ein kurzes Grußwort über die Bewahrung der Schöpfung und ließ stattdessen die geladenen Experten reden. Und die hatten tiefe Differenzen, was Ursachen und Folgen des Treibhauseffektes angeht. Zwar vertrat Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut die Position der durch Nobelpreis geadelten UN-Experten vom IPCC, die von der menschlichen Verantwortung für den Klimawandel ausgehen. Aber es kamen auch ausführlich bekannte Skeptiker wie Lord Monckton aus Großbritannien, der italienische Gelehrte Antonio Zichini sowie die amerikanischen Naturwissenschaftler Craig Idso und Fred Singer zu Wort. Sie legten dar, dass die Armut das dringendste Menschheitsproblem sei und dass die Erderwärmung eher günstigere Bedingungen für deren Überwindung schaffe.

Keiner der Teilnehmer jedoch wollte so weit gehen wie der australische Kardinal George Pell, der geschrieben hatte, heidnische Leere und die Angst vor Naturgewalten hätten zu einer abwegigen Einschätzung der globalen Erwärmung geführt. „In der Vergangenheit opferten die Heiden Tiere und mitunter auch Menschen, um grausame Götter zu besänftigen. Heute verlangen sie eine Reduktion des CO2-Ausstoßes“, meinte der exzentrische Purpurträger.

In der Papstbotschaft zum Weltfriedenstag, die der Vatikan zum Beginn der entscheidenden Ministerverhandlungen auf der Klimakonferenz in Bali veröffentlichte, spiegelt sich leider die merkwürdige Ambivalenz des vatikanischen Expertentreffens wieder. Einerseits fordert der Text, die Einschätzungen der ökologischen Zukunftsprobleme müssten „mit Bedachtsamkeit, ohne ideologische Beschleunigungen auf übereilte Schlussfolgerungen hin“ vorgenommen werden – als wenn die UN mit ihren Prognosen ideologisch verblendeten Panikpropheten aufgesessen wären.

Andererseits erklärt Benedikt XVI., die Zeit dränge, und mahnt koordiniertes Handeln der Weltgemeinschaft an. Von den reichen Nationen verlangt er, ihre hohen Konsumstandards zu überdenken, mehr in neue Energieformen zu investieren. Und er fordert sie auf, die Kosten des Umweltschutzes nicht auf ärmere Länder abzuwälzen. So eindeutig und fortschrittlich also die Vatikanverwaltung bei ihren Klimaverträgen ist, ihr Chef ist offenbar noch nicht so weit.

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