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Meinung: Uran-Munition: Selbstbetrug

Erinnert sich noch jemand an jenen britischen Landwirtschaftsminister, der in den Anfangszeiten der BSE-Krise sich vor laufenden Kameras ein saftiges Stück Rind in den Mund stopfte und seiner kleinen Tochter auch? Der Mann wollte beweisen, dass british beef sicher ist: Der Ausgang ist bekannt.

Von Robert Birnbaum

Erinnert sich noch jemand an jenen britischen Landwirtschaftsminister, der in den Anfangszeiten der BSE-Krise sich vor laufenden Kameras ein saftiges Stück Rind in den Mund stopfte und seiner kleinen Tochter auch? Der Mann wollte beweisen, dass british beef sicher ist: Der Ausgang ist bekannt. Seither, sollte man meinen, ist der Selbstversuch unter Politikern tabu. Nun beschert uns Rudolf Scharping eine Neuauflage. Der Verteidigungsminister hat ein Stück Uran-Munition in die Hand genommen. Dann, so lesen wir, hat er die Strahlung des Uranstifts messen lassen - sie war gering. Erwartungsgemäß. Ein Brocken abgereichertes Uran strahlt nur gering. Er würde selbst dann nur gering strahlen, wenn er mit Plutonium verunreinigt wäre. Bloß, darum geht es gar nicht. Die Diskussion dreht sich um explodierte Munition, die als Staub in Lungen oder Wunden eindringt und dort ganz anders wirkt als der Uranklumpen in der Hand. Scharpings "Test" taugt zum Beweis, dass Uran-Munition ungefährlich sei, so wenig wie der ostentative Rindvieh-Verzehr jenes unseligen Briten. Weiß Scharping das - was soll dann das Spektakel? Weiß er es nicht - nun, ein Wehrminister muss nicht Strahlenfachmann sein. Aber er darf dann bitte nicht so tun als ob.

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