zum Hauptinhalt

Vorurteile und Ressentiments: Seltsame Symptome

Der Mensch neigt dazu, sich die Wahrheit schönzureden. Wenn das nicht mehr hilft, setzt er andere herab, um sich selbst zu erhöhen.

Der Mensch neigt dazu, sich die Wahrheit schönzureden. Wenn das nicht mehr hilft, setzt er andere herab, um sich selbst zu erhöhen. Nun sind die Zeiten hart. Die soziale Spaltung der Gesellschaft wächst. Die Zahl der Verlierer steigt. Überall herrschen Konkurrenz und Wettbewerb. Da sucht sich das Bedürfnis der Abgehängten nach Abwertung ein Ziel – und findet es in den noch Schwächeren. Vorurteilsbeladene Einstellungen, wie sie der Soziologe Wilhelm Heitmeyer bei jedem zweiten Deutschen nachweist, können die Wirklichkeit verändern – wenn sie in Handlungen münden: Wird Ungleichheit zu Ungleichwertigkeit umgemünzt, erscheint die Beseitigung des weniger Wertvollen, notfalls mit Gewalt, als Lösung der Probleme. Doch sollte der Diskriminierungs- und Verdrängungswille der Ausgeschlossenen, ob links- oder rechtspopulistisch, als Syndrom verstanden werden. Er ist das Ergebnis von Erlebtem: von Orientierungslosigkeit in einer unübersichtlichen Welt, von Nutzlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt; von Machtlosigkeit im Politischen. So ist es halt? Das ist der Gang der Dinge? Wir sollten uns nicht daran gewöhnen. Eine Politik, die sich mit menschenfeindlichen Ressentiments abfindet, zerstört die Grundlagen friedlichen Zusammenlebens.mis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false