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Wahlen in Kanada: So fern, so nah

Kanada, das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde, ist nicht nur geographisch eine Brücke zwischen Europa und den USA. Auch politisch ist Kanada in vielerlei Hinsicht ein Verbündeter - auch gegen die USA.

Ahornsirup, Auswanderershows und der Auslieferungsstreit um Karlheinz Schreiber – das sind Stichworte, die das Kanadabild vieler Deutscher prägen. Die kanadische Parlamentswahl erinnert daran, dass das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde unsere Aufmerksamkeit auch aus anderen Gründen verdient. Nicht nur geografisch und historisch ist Kanada eine Brücke zwischen Europa und den USA. Auch politisch ist das „andere Amerika“, dem Deutschland in zentralen Institutionen wie G 8 und Nato eng verbunden ist, ein wichtiger transatlantischer Mittler. Das zeigte sich zuletzt in der Finanzkrise. Der Schock in den USA hat bei den jetzt bestärkten kanadischen Konservativen die Lust gedämpft, dem Nachbarn nachzueifern. Stattdessen setzt man auf Eigenständigkeit und den Austausch mit Europa. Ähnlich sieht es mit dem Engagement in Krisenregionen aus. Beim Irakabenteuer machte Kanada nicht mit, in Afghanistan engagiert man sich indes gemeinsam mit der Bundesrepublik und anderen Nato-Staaten. Dass sie sich hier von Deutschland mehr Einsatz wünschen, sagen die Kanadier offen. Das geht jedoch einher mit einem Verständnis für deutsche Eigenheiten und Beschränkungen. Wozu das noch gut ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn Kanadas südlicher Nachbar eine neue Regierung bekommt. Und zwar nicht nur im Fall eines Sieges von John McCain. Sollte der bei uns so populäre Barack Obama gewinnen, dürfte sich die Bundesrepublik mit weiter gehenden – und schwerer abzulehnenden – Forderungen konfrontiert sehen, zum Beispiel mehr Einsatz in Afghanistan oder gar im Irak. Dann kann Deutschland froh über einen Partner sein, der zwischen Berlin und Washington zu vermitteln weiß. lvt

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