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Meinung: Was für ein Fehlgriff

THEOLOGE HASENHÜTTL UND SEIN NAZIVERGLEICH

Eigentlich hätte der Saarbrücker Theologe Gotthold Hasenhüttl zufrieden sein können. Selbst der Bundespräsident äußert Unverständnis über die erfolgte Suspendierung. Und sein Gegenspieler, der Trierer Bischof Reinhard Marx, durchlebt sicher die ungemütlichsten Stunden in seiner noch jungen Amtszeit. Mit einem einzigen Interviewsatz jedoch hat der ehemalige Hochschullehrer alles zunichte gemacht, was ihm an Zustimmung, Sympathie und Solidarität zugefallen war. Die deutschen Bischöfe, so erklärte er, verlangten als Vorgesetzte einen „EichmannGehorsam“ von ihren Priestern. Hasenhüttl weiß, dass das nicht stimmt. Dieser Nazivergleich ist ein totaler Fehlgriff. Mehrfach hat ihn sein Bischof zum Gespräch eingeladen – Gesten, die der Geistliche in den Wind geschlagen hat. Natürlich sind die Vorgänge um die beiden umstrittenen Abendmahle auf dem Ökumenischen Kirchentag auch innerkirchliche Machtfragen. Natürlich wurzelt ein Teil der katholischen Glaubwürdigkeitskrise auch in einer hierarchischen Amtspraxis. Aber das alles rechtfertigt nicht, Parallelen zur Nazizeit zu ziehen. Hasenhüttl hat gewusst, dass ihm Konsequenzen drohen. In dieser Erfahrung steht er nicht allein, nicht heute und nicht in der katholischen Tradition. Schon viele Reformer haben Unbill und offizielle Verdammung ertragen müssen, bis ihre Anliegen schließlich Eingang in die kirchliche Praxis fanden. Dazu aber braucht es eine Mischung aus Klugheit, innerer Festigkeit und auch Nüchternheit. Hasenhüttl lässt dies schon bei den ersten Turbulenzen vermissen. Hieran offenbart sich: Für die ökumenische Geste von Berlin war er der falsche Mann. M.G.

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