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Meinung: Was hat die Woche gebracht…

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. . . für Tabubrecher

Er ist ein Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen, und wenn er kein Tabu gebrochen hätte, wäre sein kaum übers Land hinaus bekannt geworden. Jamal Karsli heißt der Mann. Er hat Dinge über Israel gesagt, die man – erst recht in Deutschland – nicht sagen kann, nicht sagen soll, nicht sagen darf. Jedenfalls nicht, wenn man als einigermaßen geschichtsbewusst und demokratisch gesinnt gelten möchte. Möllemanns NRW-FDP hat die Arme weit ausgestreckt und den Herrn Karsli willkommen geheißen: Einer, der so mutig gegen Tabus angeht, soll einer von uns sein. Wir sind so frisch. Jamal Karsli ist berühmt geworden, Jürgen Möllemann wird auch wieder öfter von den Journalisten befragt: Der Tabubruch hat doch richtig was gebracht.

. . . für Sittenwächter

Robert Steinhäuser, der Mörder von Erfurt, hat gerne Counterstrike gespielt. Da kann man prima Leute abschießen mit tollen Waffen und ausgefeilten Strategien. Alles am Computer im Kinderzimmer. Jedes Kind kann das Spiel im Laden kaufen. Die Sittenwächter der Bundesprüfstelle haben nun ihres Amtes gewaltet und das zwei Jahre alte Spiel mal geprüft. Sie werden es nicht verbieten. Leute totschießen ist nicht schlimm genug. Für die „Gewaltverherrlichung“ fehlt’s an Blutlachen und quellenden Gedärmen. Die Sittenwächter zucken die Schultern: Hätten sie das Spiel auf den Index gesetzt, verstünde dies mancher gar als Adelung. Und aus dem Internet kann man es ohnehin herunterladen. Kostenlos und jederzeit. Die ganze Diskussion war schon die beste Werbung.

. . . für Wähler

Wenn die Deutschen debattieren, wie man dies besser machen kann oder das, Arbeitsmarkt, Einwanderungspolitik, Schuldenpolitik, dann heißt es immer wieder: Schaut auf die Niederlande. Wie die das hinbekommen. So gelassen, so vorurteilsfrei, so modern. Und was tun die Niederländer, jetzt, da sie sich zu sich selbst äußern sollen? Sie wählen ihre Regierung ab. Und fast 20 Prozent geben ihre Stimme gar den Unbekannten der Fortuyn-Partei. Ja fragen denn diese Wähler nicht mal nach, bevor sie einfach so loswählen?

…für Politiker

In der Politik kommt’s auf die Geste an. Ein einziger Satz kann einem Politiker mehr Ruhm einbringen als ganze Grundsatzprogramme. Kennedy: „Ick bin ein …“ Reagan: „Mr. Gorbatchev, open …“ Jetzt schwitzt Bush über seinem Satz für Berlin. Der Arme muss nächste Woche hierher. Konnte er sich in den vergangenen Tagen überhaupt um was anderes kümmern?

… für Stars

Nun wanken sie wieder über den großen roten Teppich in Cannes und blinzeln nach links und lächeln nach rechts. Da stehen die Fotografen und blitzen mit ihren Apparaten zurück und geben ihnen die Gewissheit: Mensch, die Welt liebt mich, ich bin ein Star. Wie geht es ihnen, wenn sie nach der Blinzelei und Blitzerei, nach den Vip-Star-Wichtig-Partys mit einem Schwips ihr Hotelzimmer aufschließen, das Licht anmachen und in den Badezimmerspiegel gucken?

… für Sternenkrieger

Wer war jetzt Obi-Wan Kenobi? Sind alle Jedis lieb und alle Sith böse? Wie spricht man Darth Vader aus? (Hat die Lispelei was mit dem schlechten Charakter zu tun?) Keine Ahnung, ob man diese Fragen vorm Starwars-Gucken klären muss. Es geht ja weniger um den Gehalt der Handlung als um die Gestalt der Animation. Sei es drum, das ist der größte, teuerste, computerisierteste, dollste, pubertärste, einfältigste Supergigafilm der ganzen Galaxis, der am Donnerstag in die Kinos kam. Wer sich den nicht angucken mag, hat kein Verständnis fürs größte Ganzeste. Muss er auch nicht, die Sternenkrieger werden so oder so nochmal wiederkommen. Im dritten Teil; der wird noch viel doller, teurer und … David Ensikat

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